Aus dem sächsischen Vogtland stammen zwei bedeutende, international bekannte Maler. Einer von ihnen ist jetzt, kurz vor seinem 83. Geburtstag, gestorben: Gotthard Graubner. Er stammte aus Erlbach bei Markneukirchen und besuchte, zusammen mit seinem jetzt 85-jährigen Freund Karl-Heinz Adler, der in Remtengrün geboren wurde, in jungen Jahren die kurz vor Kriegsende zerstörte Staatliche Kunst- und Fachschule für Textilindustrie in Plauen. Früh verließ er die DDR, denn ein selbstbestimmtes Leben wollte er führen; unerträglich waren ihm die Widerstände, die er während seines Kunststudiums in Dresden erfuhr. Als Maler schuf Graubner ein unverwechselbar eigenständiges Werk jenseits der Figuration. "Farbraumkörper", auch Farbleiber genannt, machten ihn berühmt - kissenartige Gebilde mit tiefenräumlicher Wirkung, in denen er Farbe, transparent und diffus, als Zonen des Lichts modulierte. Im Betrachter wollte er damit "Sensibilität aktivieren", auf kreatives Sehen und Erleben zielte er ab. Ich selbst hatte das Glück, ihm drei Mal, in Plauen und in Dresden, zu begegnen. Stets war Karl-Heinz Adler dabei, der zusammen mit Graubner 1996 die Sommerakademie Plauen leitete, zu einem Thema, mit dem sich beide intensiv beschäftigten: "Farbe wird erfahrbar durch ihre Nuance". Aber starker Einfluss auf Graubner war von traditioneller Malerei ausgegangen. Als er im Jahr 2002 vor einer "Vogtländischen Sommerlandschaft" von Walther Löbering, seinem Lehrer an der Kunstschule, stand, bekannte er, davon wohl weit mehr beeindruckt worden zu sein, als er bis dahin wusste. 1968 und 1977 nahm Graubner an der documenta in Kassel teil, 1982 vertrat er Deutschland bei der Biennale in Venedig. Als Professor war er lange Zeit an der Kunstakademie Düsseldorf tätig - und machte es möglich, dass Jugendfreund Adler dort Ende der 80er-Jahre sein Kollege wurde. Zuletzt lebte und arbeitete der Künstler auf der wunderbaren Museumsinsel Hombroich, die zur Stadt Neuss gehört. Dort ist Gotthard Graubner nun gestorben.