Wer in diesem „Kulturverführer“ blättert, darf sich 287 Seiten lang der schönen Hoffnung hingeben, dass die geistige Nation noch lange nicht verloren ist. „300 Highlights der Hochkultur“ aus den Bereichen Klassikkonzert und Oper, Theater und Tanz, Jazz und Literatur, Film und Bildende Kunst listet das Handbuch „Festivals“ (Helmut-Metz-Verlag, kartoniert, 14,80 Euro) für den Sommer 2008 in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf – eine kaum überschaubare Fülle, deren überbordende Buntheit der Band in Kurztexten und Hintergrundartikeln, in appetitanregenden Illustrationen und Werbeanzeigen so attraktiv wie verwirrend belegt. Auch wir in der hochfränkischen Kulturregion haben Platz auf der Landkarte der Festspiele. Die Internationalen Hofer Filmtage von „Papa Badewitz“ finden sich respektvoll als „merkwürdiges Unikum“ gewürdigt. Für die Luisenburg-Festspiele wird wegen ihrer „anspruchsvollen Unterhaltung“ auf der „beeindruckenden Naturbühne“ geworben. Dem Festival Mitte Europa kommt gar der Ehrentitel zu, eines der „renommiertesten, europaweit größten und erfolgreichsten Kulturfestivals“ zu sein. Das Jazzfest in Greiz, ferner das Festival junger Künstler in Bayreuth tauchen auf; und natürlich die dortigen Wagner-Festspiele, das „berühmteste Musikfestspiel der Welt“, mit großem Extrabericht über den „Karten-Wahn“. Leider waren die Stelzen-Festspiele bei Reuth, auch das Sommertheater in Trebgast und Kronach den Herausgebern keinen Eintrag wert. An die Betrachter und Hörer der „Hochkultur“ denkt der Publizist Harald Schiller in einem Essay – vor dem Hintergrund der „documenta“ – und traut ihnen genügend Geschmack zu, selbst über die Güte oder Mangelhaftigkeit von Kunst zu entscheiden. Seinen Aufsatz überschrieb er mit einer für Feuilletonisten herausfordernden Frage: „Geht den Kritikern das Publikum aus?“ Das wollen wir nicht hoffen.