„Deutsche Seeleute trinken nicht“, kommentierten die Nazis den Film „Große Freiheit Nr. 7“, in dem Helmut Käutner 1943 entgegen allen Erwartungen der Herren über die Propaganda des Dritten Reiches vor allem gebrochene Helden, Schlägereien und leichte Mädchen zeigte; 1944 wurde der Film als „Wehrkraft zersetzend“ verboten. Der Geburtstag des Regisseurs, eines der wichtigsten der deutschen Nachkriegszeit, jährt sich heute zum 100. Mal. Wie hoch sein Ansehen immer noch ist, zeigt, dass Deutschland ihn zum Geburtstag mit der Herausgabe einer 55-Cent-Sonderbriefmarke ehrt. Sein Großvater mütterlicherseits war der Strahlenmedizin-Pionier Wilhelm Conrad Röntgen, doch den Enkel zog es zu Theater, Kabarett und Film. Helmut Käutner war Anfang der dreißiger Jahre Mitbegründer, Autor und Akteur des Münchner Kabaretts „Die Nachrichter“ (zu verstehen als Synonym für Henker). Er hatte allerdings schon 1928 zum ersten Mal als Schauspieler auf der Bühne gestanden: in dem Kleist-Drama „Die Hermannsschlacht“ auf der Luisenburg in Wunsiedel. Während der Nazizeit gelang es Käutner, eine gewisse Unabhängigkeit zu demonstrieren. Nach dem Krieg versuchte er immer wieder, diese Zeit in seinen Filmen aufzuarbeiten. Mit Erfolg: Der Film „Die letzte Brücke“ (1953), in dem eine deutsche Krankenschwester (Maria Schell) den Tito-Partisanen hilft, wurde in Cannes 1954 mit dem Prix International ausgezeichnet. Markenzeichen für seine Filme sind seine kleinen Gast-Auftritte und seine Stimme aus dem Off, mit der er – im Plauderton – gern bittere Wahrheiten verkündet. In den fünfziger Jahren drehte er vornehmlich heitere Stoffe wie „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann, „Die Züricher Verlobung“ mit Lieselotte Pulver oder „Das Glas Wasser“ mit Gustav Gründgens. Später arbeitete er fast nur noch fürs Fernsehen und erhielt 1968 den Adolf-Grimme-Preis. Als Darsteller zeigte er 1974 eine Glanzleistung in der Titel-rolle des Films „Karl May“. 1977 inszenierte er seinen letzten Film. Drei Jahre später, am 20. April 1980, starb Helmut Käutner schwer krank in seinem Haus in der Toscana.