Für Roland Joffés Film „Mission“ meinte er sein Bestes als Komponist gegeben zu haben. Mit einem Oscar rechnete Ennio Morricone 1987 dafür fest; dann wurde „nur“ ein Golden Globe daraus. So ließ er die lang gehegte Hoffnung fahren – bis sie sich im vergangenen Jahr doch noch erfüllte: Einen Ehren-Oscar, fürs aberhunderte Partituren umfassende Lebenswerk, nahm er entgegen, aus Clint Eastwoods Händen. Der Schauspieler hatte als unterkühlter Schützenkönig von 1964 bis 1966 in Sergio Leones „Dollar-Trilogie“ Aufsehen erregt, jenen Grundsteinen des Italo-Westerns, denen auch der Tonsetzer den Durchbruch verdankte. An einer ersten Adresse, dem „Santa Cecilia“-Konservatorium seiner Geburtsstadt Rom, hatte Morricone klassische Musik studiert. Um mit seinen Kinokompositionen zum Rang eines Korngold oder Rota, Bernard Herrmann und John Williams aufzusteigen, bediente er sich auch bei der Pop- und Schlagermusik Italiens. Das verleiht seinen Einfällen eine unverwechselbare Klangmelange aus Sentimentalität und Frechheit – wie im jodelnden Auftakt zum „Dollar“-Schlussstück „Zwei tollkühne Halunken“ –, aus Pathos und Parodie, Hymnik und Banalität. In Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ gingen 1968 Handlung, Hauptfigur und (Harmonika-)Melodie eine Bindung von einzigartiger Unauflöslichkeit ein. Bis zu dreißig Arbeiten im Jahr soll Morricone verfertigt haben; darunter findet sich, versteht sich, auch viel Flachsinniges. Die Unermüdlichkeit bewahrte er sich bis zu seinem heutigen 80. Geburtstag. Seit einem Halbjahrhundert arbeitet er der Filmbranche zu – fabelhaft, mit wem er alles zusammentraf: mit Kawalerowicz, Almodóvar, Tornatore … auch mit Henri Verneuil, für dessen „Clan der Sizilianer“ er sich 1969 ausdrucksmächtig sogar in einer Art Minimalismus versuchte, mit einem Thema, das kaum eines ist. Zumeist aber liebt es der Meister, der auch für den Konzertsaal schrieb, eher üppig und pathetisch: Gern greift er in die Vollen der Musik und des Gefühls.