Die DDR war vierzig Jahre lang Realität. Jetzt ist sie Erinnerung - seit zwanzig Jahren erst und also noch recht frisch. So mancher Autor, der seine Stoffe aus ihr schöpft, geht anders damit um als mit anderen Stoffen: persönlich betroffen, nach Zwangsläufigkeiten und Alternativen fragend, inmitten der Gleichschaltung auf der Suche nach privater Lebenswelt. Vor zwei, drei Jahren feierten Feuilletons und Publikum den "Turm", einen Tausend-Seiten-Wälzer über versuchte Spätbürgerlichkeit im Dresden der vergehenden DDR; dafür wurde seinem Verfasser Uwe Tellkamp der Deutsche Buchpreis zuteil. Heuer nahm Eugen Ruge die Auszeichnung entgegen: "In Zeiten des abnehmenden Lichts", während der Dämmerung des gewesenen Landes, spielt auch sein Buch, das ein halbes Jahrhundert deutscher Zerrissenheit am Beispiel von sieben zerrissenen Seelen beschreibt.