Wo das Volk jubelt, finden sich stets auch Skeptiker. Noch nicht lange, da feierte die Fernsehnation den 40. Geburtstag des "Tatorts" - nun kündigte der Schauspieler Wolfgang Stumph an, er für seinen Teil werde einen Schlussstrich unter seine TV-Kriminalisten-Karriere ziehen. In drei Jahren, nach fünfzig Folgen als Kommissar Stubbe, wolle er sich von der Rolle verabschieden. Es gebe, ließ der 64-Jährige lakonisch wissen, auch ohne ihn genug Krimiserien. Da mag er Recht haben. Längst vorbei die Zeiten, da das "Stahlnetz" des Gespanns Wolfgang Menge (Buch) und Jürgen Roland (Regie) außergewöhnlich genug war, um die Leute massenhaft von den Straßen in die Wohnzimmer, vor die Bildschirme zu ziehen. 1957 nahm jene Serie ihren Anfang - in Westdeutschland; dieser Zusatz ist wichtig, weil es, wenig später und angestoßen von dem Erfolg der bundesrepublikanischen Reihe, alsbald in der DDR Vergleichbares gab: "Blaulicht" hieß hier der Serienkrimi und berichtete, ganz so wie das "Stahlnetz", halb dokumentarisch am Beispiel glaubwürdiger Fälle über die Arbeit redlicher Freunde und wackerer Helfer bei der Polizei. Im Westen gelang es später Erik Ode als "Kommissar" und Horst "Derrick" Tappert, an solche Triumphzüge anzuschließen; während sich im Osten, als "Tatort"-Pendant, der "Polizeiruf 110" etablierte. Ein reichliches Halbjahrhundert deutsch-deutscher Fernsehgeschichte lässt am heutigen Montag um 21 Uhr das Erste Revue passieren: in der Zusammenschau "Deutschland, deine Krimis". Gibt es von denen genug? Dieser Tage berichtete die ARD stolz, sie habe in England die BBC-Produktion "Sherlock" eingekauft, um ihr vom nächsten Jahr an einen regelmäßigen prominenten Sendeplatz einzuräumen. Dagegen konnte die Anstalt im November die - von der Kritik gerühmte - Serie "Im Angesicht des Verbrechens" von Dominik Graf gar nicht schnell genug hinter sich bringen: Um fast vier Prozent lag die Zuschauerquote hinter dem Wert, den man beim Sender für tragbaren Durchschnitt hält.