Es ist eine Retrospektive, auf die jedes Filmfestival stolz sein könnte: Zehn der vierzehn Werke, die der 1999 verstorbene Kino-Visionär Stanley Kubrick im Laufe von 50 Jahren geschaffen hat, sind in diesem Monat beim Kulturfernsehen Arte zu sehen. Zwei frühe Arbeiten fehlen, aber auch von den „großen“ Filmen nur zwei: „Spartacus“ und das Horror-Meisterwerk „Shining“. Gestartet wurde die Reihe am Donnerstag mit dem Antikriegsfilm „Full Metal Jacket“, fortgesetzt wird sie am Montag um 20.40 Uhr mit „Barry Lyndon“, einem dreistündigen Historienfilm, in dem alle Charaktere Spieler am Rad des Schicksals sind und die Natur des Menschen nicht mehr ist als Trug und Selbstbetrug. Skeptische Weltsicht prägte das Werk des Künstlers, der mit einer Deutschen verheiratet war und in seinem Schwager Jan Harlan einen geduldigen Mitarbeiter und Produzenten fand; nach Stanley Kubricks Tod wurde er Verwalter des Nachlasses, arbeitete an Büchern und einer Wanderausstellung mit und drehte die Dokumentation „Stanley Kubrick – Ein Leben für den Film“, die in der Arte-Retro am 21. November zu sehen sein wird. Freuen darf man sich, unter anderem, auf den Gangsterfilm „Die Rechnung ging nicht auf“ (7. November), auf die „Odyssee im Weltraum“ (12.), die das Genre der Science-Fiction revolutionierte, auf die Nabokov-Verfilmung „Lolita“ (19.) und schließlich auf „Eyes Wide Shut“ (22. November), Kubricks letztes Werk, das er selbst als seinen wichtigsten Beitrag zur Kunst des Filmemachens ansah. Mit diesem Film, dem Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“ zu Grunde liegt, brachte er, wie Schwager Harlan sagt, Themen auf die Leinwand, „in denen ja nun jeder im Publikum Experte ist – Sexualfantasie und Eifersucht“. Zu den Eigenarten Kubricks gehörte, dass er nahezu alle Genres einmal durchdeklinierte: Es war sein Ehrgeiz, sich nie zu wiederholen. Über das, was alle seine Filme verbindet, schrieb ein Kritiker: „Sie oszillieren zwischen Ordnung und Chaos und ergeben so eine filmische Conditio humana.“