„Im Anfang war das Wort“; aber weil es der Schöpfer am Anfang von allem sprach, darf es nicht vor lauter Andacht nur geflüstert werden. „In principio“, Arvo Pärts aus dem Jahr 2003 stammende Vertonung der ersten vierzehn Verse aus dem Johannes-Evangelium, beginnt mit wuchtigen Tonwiederholungen von insistierender Unerbittlichkeit. „In principio“, am Anfang einer CD steht der Fünfteiler, für die Dirigent Tonu Kaljuste, das Nationale Symphonieorchester und der Philharmonische Kammerchor aus Estland sowie das Kammerorchester aus Tallinn noch zwei weitere Chorwerke des estnischen Tonsetzers sowie drei Orchesterstücke auswählten. Klang als Offenbarung und Geheimnis: Suggestiv tauschen sich auf den ECM-Aufnahmen schwebende Klangfarbenschichten ineinander fließend aus, Stimmungen der Bedrohung wie der Befreitheit beschwörend. Vor 25 Jahren startete das Label mit Pärts „Tabula rasa“ auf den Markt; auch das neue, zwölfte Album legt eindrucksvoll Zeugnis ab von einem unverbrauchten Stil zeitgenössischer Musik, darin sich eine fast altertümliche Spiritualität mit tonsprachlicher Gegenwärtigkeit vereint und ein Komponist sein Innerstes vorm Hörer verschließt, während er ihm ewige Botschaften sagt.