Hof - "Mit mir möchte ich nicht leben." Dies Bekenntnis schlug Tomi Ungerer als Titel für ein Buchkunstobjekt vor, das 33 Selbstporträts des weltberühmten, in Straßburg geborenen Zeichners und Schriftstellers enthält. Weil die Herausgeber damit aber nicht leben wollten, fertigte der Künstler eine zusätzliche Zeichnung an, auf der er einen Totenschädel mit Königsberger Klopsen füttert. Den endgültigen Titel fürs Buch lieferte Ungerer gleich mit: "Künstler, Tod und Königsklopfen". Jetzt ist die bibliophile Kostbarkeit in der Galerie im Theresienstein des Kunstvereins Hof zu sehen - und für 1200 Euro auch zu erwerben. Vorgestellt wurde sie bei der Eröffnung einer Sonderausstellung, die neben Arbeiten Ungerers auch Radierungen des hessischen Künstlers Bodo W. Klös präsentiert.

Klös war, anders als der international gefeierte Kollege, der im November 80 wird und nicht mehr der Gesündeste ist, persönlich da. Das Buch mit den Selbstporträts - plus 33 Aphorismen aus Ungerers Feder - ist in der "edition noir" erschienen, die Klös in Lich bei Gießen zusammen mit seiner Frau Birgit betreibt. In Hof berichtete er, wie das ungewöhnliche Projekt zustande kam, dass es - wie so manches andere - bei einem Glas Rotwein begann und dass die Zusammenarbeit mit Ungerer geprägt war von dessen ganz besonderem Humor. Übrigens geriet die Premiere des Buches, die in Paris stattfand, zum Großereignis.

Beim Kunstverein Hof machten sich am Samstag immerhin gut 40 Leute einen vergnüglichen Abend. Neben Bildern von und Informationen über Ungerer wurde ihnen eine Lesung geboten - und als Nachschlag eine Kürbiscremesuppe. Letztere passte zum Buch, das Klös unter dem Titel "Hokaido und andere Köstlichkeiten" verfasst hat. Es ist, mit "apéro" beginnend, aufgebaut wie ein Menü, doch handelt es sich nicht um ein Kochbuch, sondern vielmehr um einen Band mit Geschichten vom Kochen, Essen und Trinken, die der Autor mit "Kritzeleien" aus Reiseskizzenbüchern und eigens dafür angefertigten Zeichnungen garnierte. Unter den Geschichten ist jene Casanova-Anekdote, in der eine Auster ins Dekolleté einer jungen Dame plumpst und der Schuldige sich erbietet, das schlüpfrige Meerestier zwischen den Brüsten wieder hervorzuholen.

Von seiner erfolgreichen Hofer Ausstellung im Jahr 2007 weiß man, dass im Werk von Bodo Klös alles Sinnliche und also auch die Erotik eine Rolle spielt. Wie Ungerer, zu dessen OEuvre Bilderbücher sowohl für Kinder ("Die drei Räuber") als auch für Erwachsene ("Fornicon") zählen, ist er innerhalb eines breiten Spektrums kreativ. Das wird auch deutlich in seiner aktuellen Hofer Schau, die parallel zu den Ausstellungen von Ulrich Köditz ("Vom Menschsein") und Stefan Eberstadt ("Shapes") läuft und im März um eine Reihe von Künstler-Porträts erweitert werden soll.

-----

Bis zum 20. Februar und vom 2. März bis zum 3. April; donnerstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr.