Bye Bye Book" heißt ein Feature, das die Berliner Schriftstellerin Elke Heinemann kürzlich für den Rundfunk geschrieben hat. Darin beschäftigt sie sich mit Dichtung im digitalen Zeitalter. Zur Abschiedserklärung ans Buch passt perfekt ihr jüngstes Werk, ein Kriminalrondo mit dem Titel "Nichts ist, wie es ist": Es liegt als E-Book und enhanced E-Book - für Tablets und Smartphones - vor. In einer sehr viel teureren Printausgabe, die der Cividale Verlag als Zugeständnis an hartnäckige Freunde des gedruckten Buches auf den Markt gebracht hat, geht der besondere Reiz des literarischen Experiments verloren. Der nämlich besteht darin, dass der Leser - der gleichzeitig Hörer ist - selbst entscheiden kann und muss, in welcher Reihenfolge er sich mit den angebotenen Texten vertraut macht. Ein interaktives Inhaltsverzeichnis mit Kapitel-Überschriften wie "Die Parkbank", "Das Ding" und "Die Zeitung" dreht sich vor seinen Augen im Kreis. Als Inspirationsquelle für ihr Rondo nutzte die Autorin den Kriminalroman "keiner keinen" der amerikanischen Avantgardistin Gertrude Stein. Wie diese in ihrem Text aus dem Jahr 1948 verzichtet Heinemann auf eine nacherzählbare Handlung und ausgearbeitete Charaktere. Es gibt auch keine Leiche, sondern nur Fährten, die in die Irre führen. Beschrieben wird, in Prosa und Lyrik, das Geheimnisvolle, alles bewegt sich zwischen Traum, Wahn und vermeintlicher Realität. Von ähnlicher Art sind 13 "Schattenzeichnungen" der Berliner Fotografin Manuela Höfer, die, figurativ und abstrakt zugleich, die kriminalistische Spurensuche illustrieren. Das enhanced E-Book übrigens gilt als ein Medium, das besonders zur Vermittlung von Wissen und also für Sachbücher und Ratgeber taugt. Elke Heinemann, ausgezeichnet mit dem Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin, erbringt nun den Nachweis, dass es auch poetische Qualitäten besitzt.