Er heißt Franz von Zülow, gehörte der Wiener Secession an, die ihn zum Ehrenmitglied ernannte, und vertrat deren Kernanliegen so intensiv wie nur wenige andere: Der österreichische Maler und Grafiker wollte die lebensnahe angewandte Kunst aufwerten und ihre Gleichstellung mit der bildenden Kunst erreichen. Jetzt, noch bis zum Mai, widmet ihm das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien eine große Ausstellung, für die ein Doppeljubiläum den Anlass gibt: Zülow wurde vor 130 Jahren geboren und ist vor 50 Jahren gestorben. Sein vielfältiges Schaffen war beeinflusst von Jugendstil und Volkskunst und geprägt von vereinfachter Ornamentik auf hohem künstlerischem Niveau. Ausgesprochen modern erscheint sein Werk, weil es manche heute wieder aktuelle Themen berührt. Der Künstler, der als Sohn eines Postbeamten in Wien aufwuchs und dort zunächst die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, dann die Kunstgewerbeschule besuchte, zeigte Offenheit für fernöstliche Einflüsse, entwickelte neue Druckverfahren, liebte die Natur und das Bauernleben und verfasste eine Malfibel als Do-it-yourself-Anleitung zum Bemalen von Möbeln und sonstigem Hausrat. Vor allem: Er schuf in großem Umfang Kunst für Kinder - dreidimensionale Papiergebilde und anderes Spielzeug, Bilderbücher, Weihnachtsschmuck und Ausstattungen für Kinderzimmer. 1933 wurde er mit dem Österreichischen Staatspreis geehrt. Der schöne, unter dem Titel "Papier" im Verlag für moderne Kunst Nürnberg erschienene Katalog (144 Seiten, 24 Euro) zur Wiener Ausstellung trägt dazu bei, den noch viel zu wenig bekannten Künstler ins Scheinwerferlicht zu rücken.