Der in Italien lebende Brite Tim Parks gehörte lange Zeit zu meinen Lieblingsautoren. Nicht weniger als sechs seiner Romane habe ich gelesen, und sofort dachte ich an ihn, als ich im Fernsehprogramm den Filmtitel "Stille" entdeckte, denn genauso heißt ein 2006 erschienenes Buch von ihm. Tatsächlich liegt dieser Roman dem Film zugrunde, der morgen, Mittwoch, um 20.15 Uhr im Ersten Premiere hat. Regisseur ist der Österreicher Xaver Schwarzenberger, der zwischen 1984 und 1995 drei Mal mit Arbeiten fürs Kino an den Internationalen Hofer Filmtagen teilnahm, und wahrscheinlich konnte es gar nicht anders sein, als dass sich ein Alpenland-Bewohner des Stoffes von Tim Parks annahm. Denn die Hauptfigur der "Stille", ein berühmter und gefürchteter Fernsehjournalist und Talkmaster, zieht sich auf eine Südtiroler Hütte "über der Lärmgrenze" zurück, nachdem ihn ein autobiografischer Roman seines ältesten Sohnes in seinem Selbstbewusstsein zutiefst erschüttert hat. Darin wird er als schlechter Vater, als schlechter Partner seiner Gefährtin und als selbstsüchtiger Genussmensch geschildert, als einer, der "in jeder Lebenslage gierig, geil und geltungssüchtig" ist. Nun sucht der Mann die Stille, um über vieles nachdenken zu können, vor allem über sich selbst. Aber: "Wer hätte gedacht", fragt er sich bald, "dass es so anstrengend ist, allein zu sein? So laut." Schuld sind die ohrenbetäubenden Stimmen im eigenen Kopf. Obwohl an äußerer Handlung nicht viel geschieht, gelang Tim Parks mit "Stille" ein fesselndes Buch über die Gegenwart und den Lärm, den sie produziert, über Beziehungen, Verzweiflungen, Verluste, über Menschen am Abgrund. Nun bin ich gespannt, wie das im Film, in dem Jan Fedder und Iris Berben die Hauptrollen spielen, umgesetzt wird. In einer Vorschau ist zu lesen, schlussendlich kämpfe Harry Cliewer, so heißt der Journalist - aus dem Engländer namens Cleaver ist ein Deutscher geworden -, "um sein eigenes Überleben".