Neun Uhr, Los Angeles, Verfolgungsjagd über den Stadthighway - die Frisur hält! 13 Uhr, Las Vegas, Untersuchung merkwürdiger Todesfälle in Spielcasinos - die Frisur hält! 17 Uhr, Cowcaff/Wyoming, Ermittlungen in einer Rennwagenmanufaktur wegen Sabotageakten - die Frisur hält immer noch!" Solcherart despektierlich beginnt die Folge "Föhnwellen auf Gangsterhatz - Drei Engel für Charlie" unseres Korrektors, Cartoonisten und Autors Oliver (Olli) Bär - weder substanziell noch spirituell mit gleichnamigem Landrat identisch. Über vier Jahre lang tauchte Olli Bär auf unserer Magazin-Seite in die Tiefen und Untiefen deutschen und internationalen (vor allem natürlich amerikanischen) Serienschaffens der Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre ein, um zu Unrecht vergessene Juwelen wieder ans Tageslicht zu befördern. Oder zu Recht.

Der Autor

Oliver Bär, Jahrgang 1958, machte sein Abitur am Schiller-Gymnasium in Hof und studierte Elektrotechnik und Physik, was ihn instinktsicher und folgerichtig in die Redaktion unserer Zeitung führte. Sein Fantasy-Roman "Rot und Grün" - erster Teil einer Trilogie - lief bereits vor einigen Jahren als Fortsetzungsgeschichte in der Frankenpost; das komplette Epos gibt es bei "Books on demand". "Olli" Bär ist auch der "Vater" der Gurkennasenhühner "Pröffel und Gnotz" (www.prognotz.de) auf unserer Mittwochs-Witzseite und Gitarrist der Frankenpost -Band "Druckreif".


Nach 120 Folgen, von "77 Sunset Strip" bis "Yancy Derringer" war es Zeit, das Ergebnis dieser Flimmerkisten-Archäologie der Öffentlichkeit in Buchform zu präsentieren: "Das Buch zur SerienSerie" ist eine Fundgrube für Freunde der sarkastischen, aber durchaus wohlwollenden Nachbetrachtung ehemaliger Straßenfeger, Dauerbrenner und auch Geschmacksverirrungen, als, wie es so schön hieß, "das Fernsehen flügge wurde".

Über den Unterhaltungswert hinaus in der prägenden Phase des Geschmacks zwischen acht und achtzehn stellt sich der Autor der Frage: Nach teilweise über vierzig Jahren, was bleibt von der Faszination? Zwiespältiges, stellt man fest: Manches, für das man damals die sonntagnachmittägliche Kaffee-und-Kuchen-Völlerei bei der Oma unbedenklich hätte sausen lassen, wie eine Folge der handelsüblichen Westernserien "Bonanza", "Big Valley" oder "Die Leute von der Shiloh-Ranch", hinterlässt heute nur noch ein müdes Gesäßrunzeln. Platte Dialoge in Pappkulissen mit aufgemaltem Prärie-Hintergrund. Anderes packt einen immer noch: "Die Zwei" mit ihrem bis heute unübertroffenen "Schnodder-Deutsch" oder "Mit Schirm, Charme und Melone" mit seinen bizarren Plots. Oder amüsiert - gerade wegen des naiven Dilettantismus'.

Eines lässt sich jedoch nicht bestreiten: Trotz der in der Regel billigeren Machart bewirken Serien eine engere, fast intime Verbindung zwischen den Darstellern und den Fans als ein wenn auch noch so toller Spielfilm. Und das macht sie zu einem wertvollen Kulturgut.

Die älteren Herrschaften, also die Generation zwischen Sinatra und Motörhead, werden den ein oder anderen Flashback erleben bei Maxwell Smart oder dem lieben Onkel Bill; die Jüngeren interessieren die Abenteuer von "Wagen 54" oder "Detektiv Rockford" womöglich als Zeitzeugendokumente vom Leben zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und Whatsapp. red

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"Das Buch zur SerienSerie", Eigenverlag, 250 Seiten, mit mehr oder weniger passenden Cartoons, gibt es im Ticketshop der Frankenpost .