London – Die Nationalgalerie in London erforscht in einer neuen Ausstellung das Verhältnis großer Künstler zu den Gemälden, mit denen sie sich selbst umgaben. Dazu stellt das führende Museum rund 80 Gemälde vor, die einst Künstlern wie Lucian Freud, Henri Matisse oder Anthony Van Dyck gehörten. Die Ausstellung „Painter‘s Paintings - From Freud To Van Dyck“ („Malergemälde – Von Freud bis Van Dyck“) soll es den Besuchern ermöglichen, in die private Welt der Künstler einzudringen und zugleich den Einfluss der Werke auf ihr jeweiliges Schaffen zu verstehen. Etwa die Hälfte der gezeigten Bilder stammt aus der Sammlung der Nationalgalerie, der Rest sind Leihgaben aus weltweiten öffentlichen und privaten Sammlungen.

„Wir wussten schon immer, dass Künstler Gemälde besaßen, aber bisher wurde oft übersehen, welche entscheidende Bedeutung die Bilder häufig für ihr Schaffen hatten“, sagte Kuratorin Anne Robbins vor der Eröffnung am Donnerstag. Die Idee, anhand von insgesamt acht Fallstudien, durch Paarungen und Konfrontationen, den Dialog zwischen „Besitztum und malerischem Werk“ zu bewerten, kam der Galerie nach dem Tod von Lucian Freud in London vor fünf Jahren. Als Dank dafür, dass Großbritannien seine Familie 1933 nach der Flucht aus Nazi-Deutschland aufgenommen hatte, hinterließ Freud der Nationalgalerie sein Lieblingsgemälde, „Die Italienerin“ oder „Die Frau mit dem gelben Ärmel“ von Jean-Baptiste Camille Corot (1796-1875).

„Für Freud war ein Gemälde die Verschärfung von Realität“, so Robbins. „Er brauchte zum Malen die physische Präsenz von Bildern.“ Der Künstler selbst sagte einmal: „Ich sehe mir Bilder an, wie ich zum Arzt gehe – um Hilfe zu bekommen.“

Die Ausstellung zeigt Parallelen zwischen Freuds Frauen-Porträts und dem Corot-Gemälde auf. Frappierend deutlich wird auch der Einfluss von Paul Cézannes Bordellszene „Nachmittag in Neapel“ auf Freuds Aktbildnis „After Breakfast“ (2001), das aus einer Privatsammlung stammt.

In ihrer Auswahl aus 500 Jahren Kunstgeschichte erforscht die National Gallery darüber hinaus unter anderem die „Malergemälde“ von Henri Matisse und Edgar Degas, sowie dem britischen Maler Joshua Reynolds und dem flämischen Meister Van Dyck. Neben Corot, der mehreren Künstlern als Vorbild galt, hielt Cézanne für die moderne Kunst bei den „Malergemälden“ demnach deutlich die absolute Spitzenposition.