Zur Geschichte der "Unzucht", wie sie der Bayreuther Stadthistoriker Wilfried Engelbrecht spannend beschreibt (siehe nebenstehenden Artikel), gehören zwei andere Geschichten untrennbar dazu: jene der Versuche, die frei vollzogene Lust und Liebe zu verheimlichen; ferner die Geschichte der Verhütung, die sich ihrerseits verdoppelt: Es galt, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern; und zugleich eine Infektion zu vermeiden. Gemessen an den Pharmazeutika, die heute der Empfängnisverhütung dienen, muten die Mittel geradezu hilflos an, auf die man in früheren und ganz frühen Zeiten verfiel. So hofften Frauen im Altertum, sich auf die spermizide (also die Samenzellen abtötende) Wirkung etwa von Weihrauch oder einem Akazien-Sud verlassen zu dürfen. Nicht viel erfolgreicher verliefen Bäder des weiblichen Unterleibs "danach". Ungleich verlässlicher erfüllt das Kondom, sofern aus tauglichem Material gefertigt, beide Schutzaufgaben. Seinen Namen verdankt es möglicherweise dem englischen Hofarzt Condom, der 1655 Präservative aus Hammeldarm herstellte und dafür mit der Ritterwürde geadelt wurde. Allerdings verfiel er nicht als Erster auf die Idee: Hundert Jahre vor ihm bereits empfahl sein italienischer Berufskollege Gabriele Fallopio imprägnierte Leinentütchen, um die aus Amerika eingeschleppte Syphilis einzudämmen; und schon 1200 vor Christus soll sich der sagenhafte Kreter-König Minos mit Ziegenblasen beholfen haben. Die modernen, 1912 durch Julius Fromm perfektionierten "Gummis" erwarb der Mann zunächst als diskret offerierten "Herrenartikel" etwa beim Frisör. Bald aber überwand die Nützlichkeit des Produkts die Prüderie, und zwar in aller Öffentlichkeit, wie die abgebildete Reklame der Dreißigerjahre (aus Engelbrechts Buch) beweist. In der trauten Heimat von Micky Maus, dem Lust-losen Entenhausen, lässt sich dergleichen indes nicht absetzen. Die Ducks zum Beispiel laufen dort "unten ohne" herum: Es gibt ersichtlich nichts, woran ein Kondom sich applizieren ließe.