Derart vorbereitet, konnte sie es sich erlauben, auf ein verlockendes Inserat Alfred Nobels zu antworten, als der nach einer kultivierten, polyglotten Dame suchte, die ihm als Sekretärin und Hausdame dienen könne. Mit seinen Erfindungen hatte es Nobel zu Reichtum und internationalem Renommee gebracht, vor allem mit dem Dynamit, in dem er die unberechenbare Sprengkraft des Nitroglyzerins zähmte. Dem Berg-, Straßen- und Kanalbau hatte er damit wertvoll zugearbeitet; und der Kriegsindustrie. So machte sich Nobel nicht nur Gedanken über die Explodierbarkeit der Welt, auch über den Frieden auf ihr - und infizierte mit ihnen seine Gesellschafterin. Die erlebte später an der Seite ihres Mannes Arthur von Suttner im Kaukasus die Gräuel des russisch-türkischen Konflikts. Als Pazifistin schrieb sie mit dem weltweit verbreiteten Roman "Die Waffen nieder!" eine der Inkunabeln der Antikriegsliteratur und veranlasste Alfred Nobel, unter die von ihm ausgelobten Preise auch einen für den Frieden aufzunehmen. 1905, neun Jahre nach dem Tod des Stifters, erhielt sie ihn als Erste selbst. Jetzt, hundert Jahre nach ihrem eigenen Tod, produziert die ARD-Degeto die - wohl auch von einseitiger Liebe Nobels geprägte - Geschichte des Erfinders und seiner Sachwalterin fürs Erste Deutsche Fernsehen: Als "Madame Nobel" - so der Arbeitstitel - spielt Birgit Minichmayr, an der Seite Sebastian Kochs und unter der Regie von Urs Egger, die Hauptrolle in dem Film, der auf einem Bühnenstück Esther Vilars basiert. Für Dezember ist die Ausstrahlung geplant, im Rahmen des Fernsehgedenkens an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ihn zu erleben, blieb Bertha von Suttner erspart: Am 21. Juni 1914 starb sie in Wien - genau eine Woche vor den Todesschüssen von Sarajevo, dem Todesstoß für das alte Europa.