Frankfurt am Main - Mit sonorer Stimme und Wiener Akzent schafft es Max Hollein, 46, in Frankfurt nicht nur das Publikum, sondern auch Sponsoren für Kunst und Museen zu begeistern. Unermüdlich, immer präsent und dynamisch macht er Millionen von privaten Sponsoren locker - in Zeiten knapper öffentlicher Kulturetats eine Bedingung für die Weiterentwicklung der Museumslandschaft. Er ist ein Star der Branche, gilt als einer der innovativsten Museumsmanager in Deutschland. "Ein Direktor, der viel möglich machen konnte", sagt Axel Braun vom Städel Museum.

Für Hollein ist ein Museum "mehr als ein Ort, an dem Kunstwerke aufbewahrt werden". Vielmehr sei es ein kultureller Bildungs- und Vermittlungsauftrag. Die Nutzung technologischer Entwicklungen sei dafür eine große Chance, sagte Hollein im vergangenen Jahr im dpa-Interview.

Große Ausstellungen im Städel Museum zogen in den vergangenen Jahren Hunderttausende an. Den Rekord verzeichnete die Monet-Schau zum 200. Geburtstag des Museums im vergangenen Jahr, die 368 000 Besucher ansahen. Andere spektakuläre Ausstellungen zeigten Werke von Raffael, Dürer oder Botticelli. Hollein habe die Schirn Kunsthalle in ganz neue Dimensionen geführt, das Städel sei eines der bekanntesten Museen der Welt, heißt es in der Stadt. Für seine Verdienste erhielt er mehrere internationale Preise, 2012 wurde das Städel von deutschen Kunstkritikern zum "Museum des Jahres gewählt.

Allein für die unterirdische Erweiterung des Städels, die 2012 fertig wurde, warb Hollein rund 25 Millionen Euro an privaten Spenden ein. Gelbe Gummistiefel wurden zum Symbol für die Kampagne "Frankfurt baut das Städel". Dabei kam ihm auch seine Ausbildung zugute. Neben Kunstgeschichte studierte Hollein auch Betriebswirtschaft. Am 7. Juli 1969 wurde er in Wien geboren, als Sohn des renommierten Architekten Hans Hollein (1934-2014). In seinem Elternhaus begegnete er zahlreichen Künstlern.

Sein Wechsel an die Spitze der Fine Arts Museums of San Francisco ist eine Rückkehr in die USA: Seine berufliche Laufbahn startete Hollein nach dem Studium 1995 am Guggenheim Museum in New York. In Berlin, Las Vegas und Bilbao betreute er den Aufbau der dortigen Dependancen. Sechs Jahre später kam er nach Frankfurt, wo er 2001 zunächst die Leitung der Kunsthalle Schirn übernahm und 2006 auch Direktor des Städels und des Liebieghauses wurde. Sein Vertrag war im vergangenen Jahr bis 2018 verlängert worden. Seine Frau Nina machte in der Stadt als Designerin für Kinder- und Damenmode auf sich aufmerksam. Das Paar hat zwei Söhne und eine Tochter.

Einhellig ist das Bedauern, als Hollein seinen Wechsel am späten Dienstagabend verkündete. Und auch er selbst versichert in der Mitteilung, die Entscheidung sei ihm schwer gefallen: "Selbst wenn ich befürchte, so gut und schön kann es nirgendwo anders sein, war es doch an der Zeit, einen nächsten Schritt zu gehen und sich einer neuen Herausforderung zu stellen." Auf die amerikanische Westküste freue er sich: Sie sei einer der interessantesten Kristallisationspunkte der kulturellen Vielfalt und der wirtschaftlichen Dynamik.

Bis zum Sommer bleibt Hollein Frankfurt noch erhalten: Er werde wie geplant die Ausstellung "Georg Baselitz - Helden" im Städel kuratieren und auch zur Eröffnung am 30. Juni in der Stadt sein, sagte ein Museumssprecher.