Es gab Menschen. Und es gab Möbel. Zu den meubles gehörten für die Franzosen die schwarzen Sklaven. Als bewegliches Gut galten sie, rechtloser Besitz eines andern. Über die Nützlichkeit gab ihr Geldwert Auskunft; von Menschenwürde war nicht die Rede. 1843 malte Marcel Verdier, Schüler Ingres, ein naturalistisch aufrüttelndes Bild, das der Pariser "Salon" nicht zur Ausstellung annahm, weil es "den Hass der Bevölkerung gegen unsere Kolonien schüren" könne. Eben dort war "Die Züchtigung mit den vier Pflöcken" entstanden: Flach auf dem Boden, nackt, die gespreizten Gliedmaßen an vier Holzpflöcke gefesselt, liegt ein Farbiger. Ein Aufseher, gleichfalls schwarz, holt wuchtig mit der Peitsche aus, um sie auf den wehrlosen Prügelknaben niedersausen zu lassen: Er vermöbelt einen Menschen, der nicht mehr gilt als eine x-beliebige Kreatur. Die weiße Besitzerfamilie sieht zu: die Mutter schaulustig, der Vater entspannt gelassen. Seit 1685 galt in Frankreichs überseeischen Besitzungen ein "Code noir", ein schwarzes Gesetzbuch, das dergleichen Gräuel zuließ und guthieß; fünf Jahre nach Verdiers Scheitern vor den bänglichen Juroren des "Salons" schuf das Land die Sklaverei endgültig ab. Bis zu vierzig Jahre länger herrschten einschlägige Gesetze in den Kolonien Spaniens, Portugals, der Niederlande, in Brasilien. Die Vereinigten Staaten mussten einen Bürgerkrieg durchleiden, um sich 1865 von jener grausamsten Form menschlicher Entrechtung zu trennen. Deutlich früher verbuchte die englische Anti-Sklaverei-Bewegung ihren wichtigsten Triumph: Am heutigen Samstag vor 175 Jahren verabschiedete das Parlament in London ein Gesetz, das die Sklavenhaltung "auf immer und vollständig" für illegal erklärte und aufhob. Wer heute als "illegaler" Zuwanderer sich für einen Schandlohn ausbeuten lassen oder gar den eigenen Körper feilbieten muss, der kann davon nur träumen.