Von Katharina II. von Russland (1729 bis 1796) heißt es, sie sei selbstherrlich gewesen, machthungrig und sexbesessen. Für Voltaire, den französischen Philosophen, jedoch war sie „der strahlende Stern des Nordens“ und eine „Philosophin auf dem Thron“. Auch dass ihr eigenes Volk ihr den Ehrentitel „die Große“ verlieh und sie „Mutter des Vaterlandes“ nannte, weist daraufhin, dass an dieser Frau noch mehr gewesen sein muss als eine putzsüchtige Herrscherin mit 20 oder mehr Liebhabern. Der Dokumentarfilm „Katharina die Große“ am Samstag, 21 Uhr, auf Arte beleuchtet das Leben dieser Frau, die zu den mächtigsten des 18. Jahrhunderts gehörte. Geboren wurde sie in Stettin als Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg. Auf Betreiben von Friedrich dem Großen wurde sie als 15-Jährige nach Russland geschickt und dort mit ihrem Vetter zweiten Grades, dem Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, später Zar Peter III., verheiratet. Sie lernte schnell Russisch und konvertierte bald zum orthodoxen Glauben, und Zarin Elisabeth gab ihr den Namen Jekaterina Alexejewna. Ihre Ehe war unglücklich – Peter spielte lieber mit Zinnsoldaten; erst nach neun Jahren brachte sie den Thronfolger Paul zur Welt, dessen Vater einer ihrer Liebhaber gewesen sein soll. Katharina war intelligent und aufgeschlossen; sie korrespondierte mit Aufklärern wie Voltaire und Montesquieu und stand deren Gedankengut durchaus nah. Als Peter Zar geworden war, zog er sich bald die Feindschaft des Volkes zu, und Katharina wagte mit Unterstützung des Militärs einen Staatsstreich. Am 9. Juli 1762 ließ sie sich zur Kaiserin ausrufen, und wurde, nachdem Peter III. ermordet worden war, am 12. September zur Zarin von Russland gekrönt. 34 Jahre lang regierte sie das Land sehr fortschrittlich: So wurden während ihrer Regentschaft Volksschulen und Gymnasien eingerichtet, 1755 die Universität von Moskau gegründet, eine einheitliche Verwaltung geschaffen und die Duldung aller religiösen Bekenntnisse versprochen – mit Ausnahme allerdings des jüdischen.