Über seinen teuersten, aufwendigsten und wichtigsten Film wollte Fritz Lang in späteren Jahren nichts mehr sagen - er äußere sich nicht, beharrte er, zu einem Film, der "nicht mehr existiere". Hier irrte Lang. "Metropolis", sein gigantisches Meisterwerk, das heute vor 85 Jahren im Ufa-Palast am Zoo in Berlin in einer Zweieinhalb-Stunden-Fassung uraufgeführt wurde, ist nicht tot zu kriegen. Erst vor gut zwei Jahren, am 12. Februar 2010, erlebte die jüngste und umfassendste von vielen Rekonstruktionen ihre doppelte Uraufführung in Berlin und Frankfurt/Main. Vor allem von Kritikern wurde sie als eines der bedeutendsten Werke der Filmgeschichte gefeiert; schon ein Vorgänger aus dem Jahr 2001 wurde, als erster Film überhaupt, zum Weltdokumentenerbe der Unesco ernannt, womit er in einer Reihe mit dem literarischen Nachlass Goethes und der Gutenberg-Bibel steht. Ganz anderes hatte die Kritik 1927 geurteilt: Bei ihr - wie auch beim Publikum - fiel der Film mit Pauken und Trompeten durch und wurde finanziell eine gigantische Pleite. Verrissen wurde damals weniger die erstaunliche Umsetzung des Regisseurs mit zahlreichen technischen Neuerungen und Tricks (bei exorbitanten Produktionskosten von fünf Millionen Reichsmark); verrissen wurde vor allem das Drehbuch. Es stammte, wie auch der gleichnamige Roman, von Langs damaliger Ehefrau und Haus-Autorin, der in Tauperlitz/Landkreis Hof geborenen Thea von Harbou ("Die Nibelungen", "M - Eine Stadt sucht einen Mörder"). Der Plot sei, monierten die Zeitgenossen, voller Gefühlsphrasen, das Thema werde grausam verkitscht, der Schluss - ein Happy End - sei entsetzlich. Der Schriftsteller H. G. Wells ("Die Zeitmaschine", "Krieg der Welten") bezeichnete "Metropolis" als "den albernsten Film überhaupt". Ganz so lächerlich wirkt "Metropolis" heutzutage nicht; und der Film inspiriert immer noch: Video-Künstler, Theatermacher, Musiker. Und Hollywood: Tim Burton kopierte den von Lang dramatisch in Szene gesetzten Kampf zwischen Rotwang und dem "Mittler" Freder auf dem Kirchendach 1989 fast komplett in seinem "Batman" im Kampf zwischen Joker und dem Titelhelden.