Mit wenigen Strichen hat der Agentinier Guillermo Mordillo Menéndez von Paris aus die Welt erobert – ohne Worte. Was er mit seinen Comics sagen will, versteht man in Japan so gut wie in den USA oder in Wanne-Eickel. So treffend sind die Situationen, in die er seine typischen knollennasigen Figuren bringt und sie dabei meist den haarsträubendsten Absurditäten des Lebens aussetzt. Damit hält er uns allen – ganz ohne Häme oder Besserwisserei, dafür mit viel Humor – einen Spiegel vor. Und er zeigt, wie man mit dem Mut der Verzweiflung auch die irrwitzigsten Tücken der Technik oder die verfahrendsten zwischenmenschlichen Verhältnisse meistern kann. Bezeichnend ist ein Zitat, das seine Denkweise gut erkennen lässt: „Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, schuf er Mann und Frau. Um das ganze vor dem Untergang zu bewahren, erfand er den Humor.“ Das zeichnerische Talent zeigt sich bei dem morgen vor 75 Jahren in Buenos Aires geborenen Mordillo schon von Kindheit an. „Der Cartoonist der Familie“ wird er als Sechsjähriger genannt, mit 15 verdient er sich das erste Geld mit Zeichnungen, und als junger Mann zieht es ihn nach Peru, wo er in Lima als Werbegrafiker arbeitet. 1960 reist er weiter in die USA und will beim Zeichentrickfilm arbeiten, muss sich aber überwiegend als Zeichner von Gratulationskarten durchschlagen. Über den Umweg Spanien landet er 1963 in Paris, und hier kommt endlich der internationale Erfolg. 1966 veröffentlicht eine französische Zeitschrift erstmals Mordillos Cartoons, zwei Jahre später entdeckt ihn der Stern. Fortan findet man seine drolligen Figuren, die bei jung und alt gleichermaßen beliebt sind, nicht nur in Zeitschriften, sondern auch auf Postern, Kalendern, Karten, in Filmen und Büchern. Mordillo lebt heute in Monaco, einem „ruhigen Ort, sehr geeignet für Menschen, die ein gewisses Alter erreicht und ihr Bündel an Frustrationen zu tragen haben“.