Er hieß Andreas von Weizsäcker, wurde 1956 in Essen als zweiter Sohn eines späteren, von 1984 bis 1994 amtierenden Bundespräsidenten geboren, besuchte die Odenwaldschule und absolvierte eine Lehre als Bau- und Möbelschreiner, ehe er ein Kunststudium in München bei Eduardo Paolozzi aufnahm. Als Bildhauer formte er mit durchweichter Büttenpapiermasse viele Gegenstände ab; die getrockneten Hüllen stellte er als Skulpturen in den Raum. Seine erste Einzelausstellung fand 1986 in Oberfranken statt: in der kleinen, von Eugen Gomringer geleiteten Galerie GO in Rehau. Fünf Jahre später kam Weizsäcker ein zweites Mal nach Oberfranken und zeigte im Rosenthal-Theater in Selb seine Kunst, die, so schrieb ich damals, sowohl humoristische als auch meditative und zeitkritische Facetten aufwies. 2001 erhielt der hochbegabte Künstler eine Professur an der Akademie in München. Dass er, wie es geplant war, deren Präsident wurde, verhinderte sein viel zu früher Tod: Weizsäcker starb kurz vor seinem 52. Geburtstag an einer Krebserkrankung. Jetzt wird sein Schaffen in einem dicken Buch gewürdigt, einer Werkmonografie mit Werkverzeichnis, herausgegeben von seiner Witwe Sabrina Hohmann und dem Kurator Thomas Hirsch (Verlag für moderne Kunst, 328 Seiten, 68 Euro). Unter den Textbeiträgen ist ein "Gutachten" für Andreas von Weizsäcker, das Eugen Gomringer seinerzeit für jene Rehauer Ausstellung in einem ehemaligen Milchladen schrieb; es trägt den Titel "Denken, Nachdenken, Umdenken". Der Professor hatte den jungen Künstler durch Paolozzi - mit dem er befreundet war, seit er den Schotten als Mitarbeiter für Rosen-thals limitierte Kunstreihen gewann - kennengelernt. Für das Selber Porzellan-Unternehmen wurde dann auch Andreas von Weizsäcker tätig: Er schuf diverse Sinn-Bilder mit surrealem Einschlag.