Ich habe keinen Ehrgeiz, hundert zu werden und als Greis über die Bühne zu tappen." Vom "über die Bühne tappen" ist Mario Adorf noch weit entfernt, von den hundert ebenfalls. Heute feiert der Schauspieler, der zu den bekanntesten, beliebtesten und profiliertesten in Deutschland gehört, seinen 80. Geburtstag. Ein Alter, das man ihm niemals zugesteht, wenn man Adorf in seiner jüngsten Rolle sieht: "Der letzte Patriarch" (der ARD-Zweiteiler wird am Freitag ausgestrahlt) scheint ihm auf den Leib geschrieben. Imposant und elegant wie einst der "große Bellheim" bei Dieter Wedel und kraftvoll wie der unverwüstliche Alfred Matzerath in Schlöndorffs "Blechtrommel" wirkt er da, der knapp Achtzigjährige. Begonnen hatte seine Laufbahn vor gut 55 Jahren. Damals hatte der uneheliche Sohn einer Elsässerin, der in der Eifel aufwuchs, längst sein Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft abgebrochen, das ihn von Mainz nach Zürich geführt hatte. Über eine Studentenbühne war er ans dortige Schauspielhaus gekommen, wo er Statistenrollen und Regieassistenzen übernahm. Nun hatte Adorf Blut geleckt und machte eine Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule München. Sein erstes Engagement trat er 1955 bei den Münchner Kammerspielen an; dort lernte er bei Regisseuren wie Fritz Kortner. Der Film hatte ihn schon ein Jahr zuvor entdeckt: In der Landser-Trilogie "08/15" hatte er seinen ersten Auftritt vor der Kamera. Der Durchbruch - und was für einer - folgte drei Jahre später als psychopathischer Frauenmörder in "Nachts, wenn der Teufel kam"; für diese Leistung erhielt er das Filmband in Gold und den Preis der Deutschen Filmkritik. Zwei Auszeichnungen von vielen, die noch folgen sollten, inklusive des Ehrenpreises des Deutschen Filmpreises "für herausragende Verdienste um den deutschen Film" und des "Ordens wider den tierischen Ernst". Am Anfang seiner Karriere war Mario Adorf auch in internationalen Produktionen auf Schurken festgelegt. Das änderte sich aber mit den Jahren, und später sah man ihn als glänzenden Charakterdarsteller etwa in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", "Via Mala" oder "Die Affäre Semmeling". Zweimal, 1995 und 2001, ging Adorf auch als Chansonnier und Entertainer erfolgreich auf Tournee. Außerdem entdeckte er Anfang der 90er Jahre seine Liebe zur Schriftstellerei: Sechs Bücher hat er mittlerweile geschrieben, von denen das neueste, "Mit einer Nadel bloß" aus dem Jahr 2005, mit Erinnerungen an seine Mutter sein wohl persönlichstes ist.