Die Aufnahmen, auf denen sich, wie es im Vorwort heißt, "heroische Kathedralen der Geschwindigkeit und bescheidene Hütten am Rande der Zivilisation begegnen", stammen von Christian Höhn, der 1968 in Bayreuth geboren wurde und heute in Nürnberg lebt, wo er an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule lehrt. Bekannt machten ihn zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Ansichten chinesischer Megacitys. Seine Fotos von Bahnhöfen in aller Welt werden derzeit, noch bis zum 31. Mai, im Nürnberger DB-Museum ausgestellt. Alle dort wie auch im Buch abgebildeten Eisenbahn-Stationen, auf die Höhn einen Panorama-Blick aus großer oder mittlerer Höhe richtet, spielen in der Literatur eine Rolle, etwa bei Tolstoi (Moskau) oder Simenon (Paris), bei Italo Svevo (Mailand) oder Ingeborg Bachmann (New York). Das hier in einem kleinen Ausschnitt wiedergegebene Foto zeigt den Bahnhof Gornergrat im Schweizer Kanton Wallis unterhalb des Matterhorns. Erwähnung findet er in einem Text von Mark Twain: "Mich an einen Regenschirm binden und vom Gornergrat springen! Entschuldigen Sie, aber es gibt eine Menge angenehmere Wege zur Hölle als den." Alle literarischen Zitate sind den Abbildungen beigegeben, zwei ergänzende Kapitel informieren den Leser über die Historie der Bahnhöfe sowie über die Autoren und ihr Werk. Mit einer schönen Aussage zum Sujet des Buches (Verlag für moderne Kunst, 20 Euro) ist auch der Schriftsteller Joseph Roth (1894 bis 1939) dabei. Sie ist als Motto vorangestellt und lautet: "Ich könnte jahrelang zu Hause sitzen und zufrieden sein. Wenn nur die Bahnhöfe nicht wären."