Es gibt einen Künstler, der seine Arbeiten nachdrücklich als deutschen Pop bezeichnet. Der Mann heißt Moritz Götze und wurde 1964 in Halle an der Saale geboren, wo er heute noch lebt. Ungewöhnlich hat seine Karriere begonnen: Er absolvierte eine Lehre als Möbeltischler, war Sänger und Gitarrist in Bands wie "Größenwahn" und organisierte in der DDR oppositionelle Punkfestivals, ehe er ab 1985 eine Grafikwerkstatt betrieb. Inzwischen hat er an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und als Gastprofessor in Paris unterrichtet; sein Werk, das er noch bis zum 2. August unter dem - einer Sammlung deutscher Volksliedtexte entlehnten - Titel "Des Knaben Wunderhorn" in der Kunstsammlung Jena präsentiert, umfasst Gemälde, Papierarbeiten, Grafiken, Emaillen, Mosaiken und Skulpturen. Im Zentrum der Ausstellung verquicken sich Bild, Text und Musik zu einem Gesamtkunstwerk. Götze nämlich hat acht Bands von Schlager bis Punk mit der Vertonung verschiedener Texte aus jener Volkslieder-Sammlung beauftragt und bietet jetzt die Ergebnisse, frisch gepresst auf Vinyl, in seinem Hasenverlag an. Einem Werk des Künstlers kann man derzeit auch in der Retrospektive auf die BAT-Campusgalerie in Bayreuth begegnen. Dort hatte Götze im Jahr 2002 ausgestellt, wobei die Idee entstanden - und auch realisiert - worden war, Zigarettenschachteln als Kunstwerke zu gestalten. Der Edition von damals reicht die BAT nun eine weitere nach: ein Set von vier "Taschenaschern", kleinen Weißblechdosen mit Klickverschluss, die helfen sollen, unsere Umwelt sauberer zu halten. Geschmückt werden sie von den schönsten Motiven, mit denen Götze vor 13 Jahren die Schachteln verzierte. Ein Exemplar des Sets durfte jeder, der die Eröffnung der Retrospektive besuchte, mit nach Hause nehmen. Wer in den Dosen die Asche gerauchter Zigaretten sammelt, möge damit die Hoffnung verbinden, dass die Campusgalerie - nach dem überraschenden Ausscheiden des langjährigen Partners BAT - wie Phönix aus der Asche aufersteht.