München - 28 evangelische Kirchen hat Olaf Andreas Gulbransson in nur acht Jahren gebaut, 17 davon in Bayern: unter anderem in Nürnberg, Schweinfurt und Kulmbach. Sein Schaffen als "Quartiermeister Gottes" endete jäh durch einen Autounfall. Am 23. Januar 2016 wäre der Kirchenarchitekt hundert Jahre alt geworden.
Gulbranssons erstes bayerisches Kirchlein steht am Schliersee: 1954 wurde die Christuskirche nach dem Entwurf des gerade mal 37 Jahre alten Architekten gebaut. Ihre Zeltform auf achteckigem Grundriss sollte die Gottesdienstbesucher an das Gottesvolk des Alten Testaments erinnern: auf dem Weg durch die Wüste in eine neue Welt Gottes.
Die Zeltarchitektur zeigte sich auch in Gulbranssons folgenden Sakralbauten immer wieder.
Olaf Andreas Gulbransson war der Sohn des norwegischen Zeichners Olaf Gulbransson, der als Karikaturist der Satirezeitschrift Simplicissimus bekannt wurde und sich den Tegernsee als zweite Heimat wählte. Der Sohn kam in München zur Welt, studierte Architektur an der TU München und war nach dem Zweiten Weltkrieg als Regierungsbaumeister bei der Obersten Baubehörde im Münchner Innenministerium angestellt. 1953 machte er sich selbstständig und begann Kirchen zu bauen.

Im Mittelpunkt stand für ihn die Funktion: Kirchen hatten nach Gulbransson "Schale und Gehäuse für den Gottesdienst zu sein". Typisch für seine Gotteshäuser war die zentrale Anordnung von Altar und Kirchenbänken; Pfarrer und Gemeinde sollten sich so versammeln, wie sich natürlicherweise eine Gruppe von Hörern um den Redner bildet. Sein modernes Kirchen-Verständnis teilte Gulbransson mit anderen Kirchbau-Größen seiner Zeit wie dem Münchner Architekten Franz Lichtblau, mit dem er einen regen Austausch pflegte.
Schnell folgten nun weitere Kirchen: in den oberbayerischen Orten Rottach-Egern, Taufkirchen und Burgkirchen, aber auch im unterfränkischen Schwebheim und Schweinfurt. Die Auferstehungskirche in Neufahrn bei Freising war die letzte Kirche, deren Einweihung Gulbransson am Ostersonntag 1961 noch miterlebte. Wenige Wochen später, am 18. Juli 1961, verunglückte der 45-Jährige auf der Autobahn zwischen Pfaffenhofen und der Holledau tödlich. Seine Mitarbeiter stellten nach seinen bereits begonnenen Plänen noch 19 weitere Kirchen in Bayern und ganz Deutschland fertig.

Der Titel des "Quartiermeister Gottes" scheint gerechtfertigt: Neben seinen 28 Kirchen entwarf Olaf Andreas Gulbransson nur drei Profanbauten - einer davon ist die «Rotunde», der Vortragssaal der Evangelischen Akademie