Hannover – Bass-Bariton Thomas Quasthoff hat sein Karriereende als klassischer Sänger nie bereut. „Alles hat seine Zeit“, sagte der 56-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Ich wollte nicht, dass meine Studenten einmal sagen: „Den hättest du mal vor drei Jahren hören sollen, da war der noch besser.“
Trotz des Karriereendes im klassischen Fach hat Quasthoff 30 bis 40 Auftritte im Jahr. „Ich mache alles, was mir Spaß und Freude macht“, sagte er. Dazu zählen Schauspiel, Kabarett, Jazz und Lesungen. Am Pfingstsonntag steht der mit zahlreichen Grammys ausgezeichnete Künstler als Erzähler der „Gurre-Lieder“ in Hannover auf der Bühne.
Ingo Metzmacher eröffnet mit Arnold Schönbergs monumentalem Lieder-Zyklus seine ersten Kunstfestspiele Herrenhausen als Intendant. Beteiligt sind ein 150-köpfiges Orchester sowie 400 Sängerinnen und Sänger. Der neue Intendant verpflichtete renommierte Solisten wie Anja Kampe und Stephen Gould. Thomas Quasthoff freut sich auf die neuen Kunstfestspiele: „Ich bin ein großer Verehrer von Ingo Metzmacher. Er hat sich seine Individualität in diesem Business bewahrt“, sagte der Professor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin.
Mit den Kunstfestspielen hat der in Hannover aufgewachsene Dirigent Metzmacher zum ersten Mal eine Festivalleitung übernommen. Das Festival soll Musik, Theater, Kunst, Wissenschaft und Natur verbinden. Zentraler Aufführungsort ist die berühmte barocke Gartenanlage Herrenhausen.
Quasthoffs Musiker-Karriere begann in Hannover, wo er schon im Alter von 13 Jahren privat Gesang bei Lotte Lehmann sowie Musiktheorie bei Ernst Huber-Contwig studierte. Seine internationale Karriere beendete er Anfang 2012 aus gesundheitlichen Gründen. Unter anderem war ihm das Reisen auch aufgrund seiner Beeinträchtigung als Contergan-Geschädigter zu anstrengend geworden.
Den Ausschlag für die gesundheitlichen Probleme hatte ein schwerer Verlust im Jahr 2010 gegeben, ist Quasthoff überzeugt: „Nach dem Tod meines Bruders hatte ich ein Jahr lang meine Stimme verloren.“