Über sie und ihre delikate Leidenschaft war am Montag ausführlich in der Frankenpost zu lesen. "Das Bächlein rauscht, der Donner grollt, / was darein kommt, ist des Landmanns Gold": Zur "ersten Nachttopf-
Auktion der Welt" lud 1979, nicht fern von Frau Hofmanns Zuhause, in Bayreuth die Firma Boltz; Ende März 2001 folgte die "größte" Versteigerung ihrer Art. 1345 Lose kamen dabei unter den Hammer, im übertragenen Sinn. Wir können, heute, über alles schreiben. 1979 verfasste der berühmte Schriftsteller und Richard-Wagner-Biograf Martin Gregor-Dellin das Geleitwort zum boltzschen Katalog, vielleicht angeregt durch die sprechenden Bezeichnungen des corpus delicti. "Seichkachel" - bleiben da Fragen offen? Oder schlicht "Hafen" - klingt das nicht nach dem gefahrlosen Nach-hause-Kommen eines Schiffers? Aus der Geschichte Venedigs erzählte Gregor-Dellin: Dort soll der Inhalt von Nachttöpfen, auf die Gassen geschüttet, einmal die Herrschaft eines Dogen gerettet haben. Und sogar in Opern kommen sie vor, bei den Bayreuther Festspielen zumal: Denn in Wagners "Meistersingern" bekämpfen sich die Nürnberger nächtens mit den erstbesten Gefäßen, die sie in ihren Schlafkammern zwischen die Finger bekommen. Die Form des soldatischen Stahlhelms übrigens hat der Arzt August Bier, hauptberuflich der Bewahrung unterschiedlichster Körperteile verpflichtet, angeblich erdacht, nachdem ihn ein umgestürzter Nachttopf ausreichend inspiriert hatte. Der skurrile Initiator der Bayreuther Versteigerungen, Werner Baumann alias Wo Sarazen, textete seinerzeit sogar ein Lied, worin eine "kesse Lola", das diskrete Geschirr gebrauchend, sinnreich trällert: "Pissi pissi wiss."