Im Baselitz-Raum der Kunstsammlungen Chemnitz hängt ein Gemälde, das den Titel „Rotgrüner“ trägt. Jedes Mal, wenn ich es sehe, denke ich, es sei schlecht gemalt. Aber kann das sein, wo der Künstler, Georg Baselitz, doch zu den Stars der internationalen Kunstszene zählt? Da er als solcher zweifellos weiß, was er tut, kann ihm ein schlechtes Bild nicht einfach „passieren“; es muss eine Absicht dahinterstecken. Belege dafür, dass tatsächlich bewusst schlechte Malerei hergestellt wird, sind jetzt in einer Ausstellung des Wiener MOMUK (Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig) versammelt. Zum Titel „Bad Painting – good art“ ist anzumerken, dass das englische Adjektiv „bad“ nicht nur mit „qualitativ schlecht“, sondern auch mit „schlimm“ und „böse“, mit „unmoralisch“ und „unkorrekt“ übersetzt werden kann. Im umfangreichen Katalog (DuMont, 256 Seiten, 34,90 Euro) beschäftigt sich Eva Badura-Triska mit der Frage, wer wann, warum und inwiefern zum Bad Painter wird. Antwort: Die in der Ausstellung vertretenen Maler haben, zumindest zeitweise, die Unterordnung unter künstlerische Kanons verweigert und gegen traditionell-akademische ebenso wie gegen dogmatische Konzepte und Vorschriften der Avantgarden und Ismen opponiert. Bad Painters, meint die Autorin, sind zwar überzeugte Maler, die sich eindeutig zu ihrem Medium bekennen; jedoch sehen sie Anlass, die Ansprüche der Malerei mit unterschiedlichen Strategien zu hinterfragen. So nähern sie sich dem Kitsch an, stellen tabubrechende „böse“ Inhalte dar oder bauen in ihre Bilder Störfaktoren ein. Als Bad Painters fielen zahlreiche Berühmtheiten auf, etwa Francis Picabia, Asger Jorn und René Magritte. Und eben auch Georg Baselitz, der 1957 aus der DDR in den Westen überwechselte und sich, dem einen Kunstdiktat entronnen, keinem neuen unterwerfen wollte. Seine Absicht war es, etwas gegen die schönen Dinge im bundesrepublikanischen Deutschland zu setzen. Darum malte er „mit Mist, mit Schlamm, mit Unfarben wirklich schlechte Bilder“: bad painting – good art.