„Mutmach-Theater“ sei sein Lieblingswort für „Grips“, sagt Volker Ludwig. „Grips“ heißt – seit 1972 – das Theater, das er 1966 in Berlin gegründet hat; es gilt als das berühmteste Kinder- und Jugendtheater der Welt. Ludwig, der heute vor 70 Jahren als Eckart Hachfeld in Ludwigshafen geboren wurde, trat als Schriftsteller in die Fußstapfen seines Vaters; unter anderem textete er für Funk und Kabarett. Mit seinem Kindertheater wollte er „Spaß am Denken“ vermitteln; weg wollte er von den üblichen Märchen-Aufführungen und hin zu jener Welt, in der die Kinder tatsächlich zu Hause sind. An ihrer Lebenssituation im Hier und Jetzt orientierte er sich bei den von ihm selbst geschriebenen Stücken. Der sozialkritische Hintergrund von „Stokkerlok und Millipilli“ (1969) entzückte das Publikum, stieß aber im konservativen Lager auf Kritik. Eine öffentliche politische Diskussion kam 1975 durch ein Theaterstück für Jugendliche („Das hältste ja im Kopf nicht aus“) in Gang; die CDU schmähte Volker Ludwig als „kommunistischen Jugendverderber“. Gleichwohl war das Theater, das sich intensiv auch mit dem Problem der Geschlechterrollen befasste, Abend für Abend ausverkauft. 1980 wurde erstmals ein Stück für Erwachsene gespielt. Es hieß „Eine linke Geschichte“ und erzählte von jungen Leuten, deren Leben geprägt wurde durch die Studentenbewegung. Fünf Jahre später folgte mit der musikalischen Berlin-Revue „Linie 1“ der bislang größte Hit des Grips-Theaters. Das Milieustudie über Außenseiter abseits der kleinbürgerlichen Welt wurde von vielen Theatern nachgespielt und war das meistinszenierte deutsche Theaterstück seiner Zeit. Bis heute ist „Grips“ seinem aufklärerischen und emanzipatorischen Stil treu geblieben. Pro Jahr gibt es vier neue Produktionen und etwa 300 Vorstellungen insgesamt. Auch international haben „Grips“-Stücke riesigen Erfolg: Sie wurden in 42 Sprachen übersetzt.