105 Jahre wurde der Einsiedler Antonius alt. Bis zu seinem Tod im Jahr 356 habe er, so berichtet die Legende, in Ägypten ein gottgefälliges Leben geführt. Den Himmel hinderte das nicht, zuzulassen, dass der Satan ihn aufs Entsetzlichste versuchte: zunächst und wiederholt mit schönen Frauen, denen der Eremit nur wenig abgewann; schließlich mit einer Legion höllischer Ausgeburten, die ihre Hörner, Klauen, Reißzähne in ihn zu schlagen suchten. Schockierend haben alte Meister wie Bosch und Grünewald die Szene in Albtraumbildern ausgemalt, die sie mit Ungeziefer, Schreckensgezücht und Zwitterwesen aus Tier- und Menschenteilen bevölkerten: alles Fleischfresser und Blutsauger, zweifellos. Dagegen umgab Lovis Corinth 1897 den tugendreinen Heiligen mit einer Schar lieblicher Mädchen, die ihm, nebst anderen Genüssen, lüstern ihr eigenes Fleisch aufdrängen. Grässliche Gebisse tragen sie in den Gesichtern nicht; Vamps sind sie gleichwohl.