„Man arbeitet, um die Frage zu stellen: Was ist das?“, sagt Robert Wilson, der als Erfinder revolutionärer neuer Theaterformen berühmt geworden ist. Auf der Bühne pflegt er seine eigene Welt zu erschaffen, die so fremd ist, dass er – wie es in einem Film über ihn heißt – „sich selbst fast nicht versteht“. Der fürs Kino gedrehte Film trägt den Titel „Absolute Wilson“ und wird jetzt in einer „Special Edition“ (mit drei Stunden Bonusmaterial) auf DVD vorgelegt. Gedreht hat ihn die Hamburgerin Katharina Otto-Bernstein, die fünf Jahre lang weltweites Unterwegssein auf sich nahm, auf den Fersen des Theater-Visionärs, der während seiner komplizierten Kindheit in Texas nach eigenen Worten „in allem langsam“ war und diese Langsamkeit gerne noch in seinen Produktionen zelebriert. Im Denken, Handeln und Reisen jedoch ist er, der im vergangenen Jahr 65 wurde, einer der Schnellsten, wenngleich er sich schwertut, der eigenen, sich überstürzenden Einfälle Herr zu werden; sein Assistent bekennt: „Er ist stets in Eile und kommt immer zu spät.“ Der Film porträtiert Wilson als einen Künstler, der von dem Verlangen angetrieben wird, neue Wege der Kommunikation – jenseits der Sprache – zu finden, und der sich auf gleicher Wellenlänge mit Autisten und geistig Behinderten fühlt. Kunst oder Nonsens – diese Frage bleibt nicht aus angesichts von Produktionen, bei denen er etwa seine Oma anstiftet, als Queen Victoria auf der Bühne zu stehen und Sätze von jämmerlicher Banalität von sich zu geben. Doch überwiegend – und vor allem in Europa – löst er Begeisterung aus: Sein „Black Rider“, in Zusammenarbeit mit Tom Waits und William S. Burroughs entstanden, trat 1990 von Hamburg aus einen Siegeszug über die Bühnen an; auch das Theater Hof spielte ihn nach. Im Film kommen neben Wilson selbst viele Zeitzeugen und Weggefährten zu Wort, unter ihnen Susan Sontag, Philip Glass und Jessye Norman. Auch der ehemalige „Talking Heads“-Musiker David Byrne äußert sich über Wilsons nicht literarisch, sondern choreografisch geprägtes Theater: Er sagt, dass im Vergleich dazu alles andere altmodisch sei. (Zweitausendeins, zwei DVDs, 16,99 Euro.)