Niemand weint so schön und schnell / wie im Film Maria Schell." So selbstironisch urteilte die Schauspielerin über ihr "Seelchen"-Image, das ihr auf dem Höhepunkt ihrer Karriere in Deutschland anhaftete. Mit diesem speziellen "Lächeln unter Tränen" und authentischer Darstellung großer Gefühle faszinierte die am 15. Januar 1926 in Wien geborene Künstlerin in den fünfziger und sechziger Jahren ein Millionenpublikum. International dagegen wurde sie, die schon in jungen Jahren auf den Bühnen in Bern, Zürich und Wien als Schauspielerin Eindruck gemacht hatte, durchaus ernst genommen und brillierte mit herausragenden Leistungen. Die zu zeigen, hatte sie zu Hause nur selten Gelegenheit: 1953 etwa in Helmut Käutners Antikriegsfilm "Die letzte Brücke" - eine Rolle, die ihr in Cannes eine Ehrenvolle Erwähnung einbrachte und den Weg nach Amerika ebnete; genauso wie in den Hauptmann-Adaptationen "Die Ratten" von Robert Siodmak und "Rose Bernd" von Wolfgang Staudte. Literaturverfilmungen drehte Schell auch in Frankreich und Italien: "Gervaise", für deren Darstellung sie in Venedig mit der "Coppa Volpi" geehrt wurde, entstand nach Zola, Viscontis "Weiße Nächte" nach Dostojewski. In den USA arbeitete sie zunächst fürs Fernsehen: für "Botschaft aus dem Kerker" über die letzten Stunden einer Widerstandskämpferin und für die TV-Verfilmung von "Wem die Stunde schlägt". Ernest Hemingway, Autor der Romanvorlage, feierte Maria Schell als Idealbesetzung, und Hollywood engagierte sie prompt für die Gruschenka in den "Brüdern Karamasow". Die New York Times schrieb über sie, ihr Charakter sei "das faszinierende Rätsel des Films". Auch in späteren Jahren war sie noch im Kino zu sehen, allerdings meist in Nebenrollen; so hatte sie Auftritte in "Superman" (1977/78) und im letzten Romy-Schneider-Film "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" (1982). Doch es gab auch Nackenschläge, beruflich wie privat. Letztere, einhergehend mit schweren seelischen und gesundheitlichen Problemen, fanden ihren Tiefpunkt 1991, als sie einen Selbstmordversuch unternahm. Heute vor fünf Jahren wollte ihr Herz nicht mehr - geschwächt durch eine Lungenentzündung, hörte es auf zu schlagen.