Das ging ins Auge. Eben erst hat die Forschergruppe ihr Raumschiff bestiegen und sich von einer mächtigen Kanone abschießen lassen - da landet sie schon auf dem mondgesichtigen Mond. Schmerzhaft in dessen rechtem Auge schlägt das Geschoss ein. Aber auch für die Wissenschaftler, die in irdischem Straßenaufzug zur Erkundung aufbrechen, hält das Abenteuer Bedrohliches bereit, aggressive Krabbelwesen nämlich, die sich wenig freundlich zeigen. Ihrer Unliebsamkeiten aber können sich die Erdlinge leicht mittels ihrer Regenschirme erwehren. Schon 67 Jahre vor der ersten Mondlandung unternahm das Kino die gewagte Raumreise - und absolvierte sie, hin und zurück, in gerade mal sechzehn Minuten. Von einem Roman Jules Vernes angeregt, hatte der Franzose Georges Méliès sie auf Zelluloid gebannt, eine Pioniertat nicht der Astronomie und Weltraumfahrt, aber der damals erst wenige Jahre alten Lichtspielkunst. Die war zunächst als Varieté-Spektakel an die Öffentlichkeit getreten; und von gerade dorther kam der heute vor 150 Jahren geborene Méliès. Als Betreiber eines Illusionstheaters begeisterte er sich sofort für die Erfindung der Gebrüder Lumière und dachte sie innovativ weiter. Zu den Ersten gehörte er, die "narratives Kino" machten, also erfundene Geschichten inszenierten. Das Science-Fiction-Genre begründete er, denn auch nach dem Publikumserfolg mit der "Reise zum Mond" von 1902 tummelte er sich wiederholt im All. Und er bereicherte die Kinematografie erfinderisch durch allerlei Tricks und Spezialeffekte wie Doppelbelichtungen und Stop-motion, bei der reglose Gegenstände Bild für Bild jeweils ein wenig verändert werden, so dass schließlich für den Betrachter der Eindruck von Bewegung entsteht. Etwa 1200 kurze Streifen produzierte der eifrige Méliès - immerhin hundert haben sich erhalten -, dann hängte ihn die rasante Fortentwicklung der Filmtechnik ab. Als ziemlich armer Schlucker starb er 1938. Journalisten hatten den Vergessenen aufgespürt und ihn mit seiner Frau in ein Altersheim gebracht.