Dem Abenteuer- und dem Horrorfilm, dem Kriegsfilm und der Komödie, dem Krimi und dem Western hat sich die Reclam-Reihe „Filmgenres“ schon gewidmet. Jetzt wird über eine echte Spezialität verhandelt: den Film noir. Schon der Titel der Einleitung – „Kino der Verdammnis“ – stellt klar, worum es sich im Wesentlichen handelt: Es geht um eine besondere, nämlich pessimistische, zynische oder nihilistische Sicht auf die Welt. Die Regisseure und Autoren dieser Art Kino entwerfen ein Universum, das durchdrungen ist von einer Aura der Vergeblichkeit. Noir-Fantasien, schreibt Herausgeber Norbert Grob, seien angesiedelt „am Äußersten“, und zu dessen Kennzeichen zählten: „Die tiefste Einsamkeit. Die schwärzesten Nächte. Die brutalsten Morde. Die verrückteste Liebe. Der gemeinste Verrat.“ Zwar ist der Begriff des Film noir zunächst mit einem Zyklus des amerikanischen Kinos zwischen 1941 und 1958 verbunden, doch als geistige Strömung erfasst Noir (französisch: schwarz) Filme aus vielen Ländern und unterschiedlichen Zeiten. Das Buch (408 Seiten, 9 Euro) stellt insgesamt 71 Werke fürs Kino vor – von Jean Renoirs „Die Hündin“ (1931) bis zu Sidney Lumets großartigem Thriller „Tödliche Entscheidung“, der erst in diesem Jahr nach Deutschland kam, wo er leider nur in Großstädten lief. Natürlich steht im Zentrum die sogenannte klassische Phase, zu der John Hustons „Die Spur des Falken“ gehört, aber auch „Taxi Driver“ und „Chinatown“, „Blue Velvet“ und „Seven“ sind mit dabei – und nicht zuletzt etliche sehenswerte Arbeiten deutscher Regisseure wie „Der Skorpion“, „Tattoo“ oder „Hammett“ von Wim Wenders, der 1982 bei den Hofer Filmtagen lief. Auch als Autoren haben an dem Buch, das wie die Vorgänger aus dieser Reihe als Nachschlagewerk allerbeste Dienste leistet, dem Hofer Festival eng verbundene Fachleute mitgewirkt: neben dem Publizisten Robert Fischer die Regisseure Christian Petzold und Dominik Graf.