Stockholm – Der Nobelpreis für Literatur 2008 geht an den französischen Schriftsteller Jean-Marie Gustave Le Clézio. Das teilte die schwedische Akademie gestern in Stockholm mit. Der Preis wurde dem 68 Jahre alten Autor zuerkannt, als einem „Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase, dem Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilsation“. Le Clézio gehörte in diesem Jahr zu dem erweiterten Favoritenkreis.

Mit seinen zivilisationskritischen Romanen um versunkene, weit entfernte Welten ist der diesjährige Literaturnobelpreisträger J.M.G. Le Clézio zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart geworden. Viele der zum Teil autobiografischen Werke des 68 Jahre alten Autors sind auch auf Deutsch erschienen wie „Der Goldsucher“, „Onitsha“, „Ein Ort fernab der Welt“ und „Revolutionen“.

2007 kam „Der Afrikaner“ (Hanser Verlag) heraus. Der Roman erzählt von Clézios Afrikareise als Kind im Jahr 1948, wo er zum ersten Mal seinem Vater begegnete. Die Fahrt wird zu einer Initiation in eine fremde und exotische Welt. Clézios Vater, ein englischer Mediziner, war zeitweise in Nigeria im Auftrag der britischen Regierung als Arzt tätig.

Der in Nizza geborene Clézio – seine Mutter war Französin – studierte Literaturwissenschaft und war nach dem Studium als Lektor in Bristol, London und Aix-en-Provence tätig. Als er 1963 mit 23 Jahren seinen ersten Roman „Das Protokoll“ veröffentlichte, lobte ihn die Fachkritik einstimmig als eines der erstaunlichsten und eigenwilligsten Talente der modernen französischen Literatur. Das von Le Clézio als „Spielroman“ bezeichnete Werk wurde im Umkreis des „nouveau roman“ (Neuer Roman) angesiedelt und mit dem renommierten Literaturpreis Théophraste-Renaudot ausgezeichnet. Seitdem hat der vielfach Ausgezeichnete über dreißig Bücher geschrieben, darunter Erzählungen, Romane, Essays, Novellen und Übersetzungen indischer Mythologie.

2007 war die berühmteste Literaturauszeichnung der Welt an die englische Autorin Doris Lessing gegangen. Der Nobelpreis ist mit umgerechnet einer Million Euro (zehn Millionen schwedische Kronen) dotiert. Er wird stets am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel vom schwedischen König überreicht.