„Feuchtgebiete“ nennt Charlotte Roche, eine 29-jährige ehemalige Fernsehmoderatorin (bei Viva 2, Pro7 und Arte), ihren ersten Roman, der im Nu ein Bestseller wurde. Um welcher Art Gebiete es sich handelt, ahnt man nach der Lektüre des ersten Satzes: „Solange ich denken kann, habe ich Hämorrhoiden.“ Also: Die Feuchtgebiete gehören zum eigenen Leib und liegen unter der Gürtellinie. Ursprünglich hatte Roche vor, ein Sachbuch zu schreiben, in dem sie Frauen etwas beibringen wollte über den Umgang mit dem eigenen Körper. Weil ihr das als zu plump erschien, ist es nun ein Roman geworden. Dessen Heldin und Ich-Erzählerin, die 18-jährige Helen, liegt mit einer Analfissur, die sie sich beim „Arschrasieren“ beibrachte, im Krankenhaus, wo sie vor allem über ihr bewegtes Sexleben nachdenkt. Es könne, meint sie, nie genug geben vom „echten Sex, dem Sex, der riecht und schmeckt und schmutzige Geräusche macht“. Sie sei „für mehr Schweinereien, keine Tabus“. Ihren Lektionen in Sachen Erotik gelingt es freilich kaum, für Lust und gute Laune zu sorgen. Helen prahlt damit, keinerlei hygienische Bedenken zu haben. „Riesenspaߓ macht es ihr, „mich nicht nur immer und überall bräsig voll auf die dreckige Klobrille zu setzen“, sondern auch ... nein, das törnt zu sehr ab, um hier zitiert zu werden. Übrigens wurden die „Feuchtgebiete“ – zu deren Inhalt die Autorin in einem Spiegel-Interview sagte, er sei nur zu rund 30 Prozent erfunden, „etwa 70 Prozent bin ich“ – vom Verlag Kiepenheuer & Witsch, für den sie zunächst konzipiert waren, als „pornografisch“ abgelehnt. Der Dumont Buchverlag fand für das auch sprachlich eher im unteren Bereich angesiedelte Buch (220 Seiten, 14,90 Euro) einen prominenten Fürsprecher: Roger Willemsen lobt Roches Prosa auf dem Umschlag als radikal, drastisch, zart, mutig und voller Gegenwart. Als Fazit der Lektüre könnte aber auch ein Satz von Seite 190 taugen: „Endlich ist sie fertig mit ihrem Quatsch.“