Der Regisseur Wolfgang Petersen dürfte der wichtigste Förderer und Wegbegleiter von Jürgen Prochnow sein. Nicht nur, dass Petersen Prochnow 1973 für den Tatort "Jagdrevier" engagierte, drei Jahre später schrieben die beiden mit dem Liebesdrama "Die Konsequenz" Filmgeschichte; Jürgen Prochnow, der heute 70. Geburtstag feiert, spielte darin einen Homosexuellen - damals ein Skandal. Der Höhepunkt der Zusammenarbeit und ihrer beider internationaler Durchbruch war 1981 das Kriegsdrama "Das Boot", in dem Petersen die Rolle des strengen, aber menschlichen U-Boot-Kapitäns mit Prochnow besetzte. Auch später arbeiteten sie wieder zusammen, etwa 1997 in "Air Force One". In Hollywood, wo sich Prochnow Ende der neunziger Jahre niederließ, gelang ihm, was nur wenige deutsche Schauspieler schaffen: eine konstante Karriere. Die war, zugegebenermaßen, vor allem durch Schurken-Rollen geprägt, etwa in Anthony Minghellas "Der englische Patient", wo er einen brutalen Nazi-Offizier spielte. Mit seinem narbigen, kantigen Gesicht passt er in den USA eben perfekt ins Klischee des Bösewichts. Andererseits war er 1984 auch Herzog Leto Atreides in David Lynchs "Dune - Der Wüstenplanet" und trainierte sich 2004 für die Rolle als Arnold Schwarzenegger in der Fernsehbiografie "See Arnold Run" sowohl Muskeln als auch einen österreichisch- amerikanischen Akzent an. Jürgen Prochnow, der in Berlin geboren wurde und in Düsseldorf aufwuchs, brach früh die Schule ab und machte auf Wunsch der Eltern eine Banklehre. Gleichzeitig arbeitete er als Laiendarsteller und Beleuchter beim Theater. Nach Ende der Lehre studierte er an der Folkwangschule in Essen Schauspiel und spielte anschließend Theater: in Osnabrück, Aachen, Heidelberg und schließlich am Schauspielhaus Bochum unter Peter Zadek; 1979 nahm er an einem Seminar von Lee Strasberg teil. Zu diesen, seinen Theater-Wurzeln zieht es Prochnow, den man auch hin und wieder in deutschen (Fernseh-)Filmen sieht, in den vergangenen Jahren häufiger zurück. Und zur Literatur: 2004 und 2009 beteiligte er sich am Rilke- beziehungsweise Hesse-Projekt. Es sei ihm, bekannte er dazu, ein echtes Bedürfnis, sich wieder mit seiner Muttersprache zu beschäftigen.