Leipzig - Wenn man die Leipziger Buchmesse dieses Mal ohne blaue Flecken und Tinnitus überstanden hat, dann kann man sich stolz auf die Schulter klopfen. Schließlich glich die Buchmesse, die am Sonntag ihre Tore schloss, einem Ausnahmezustand, an dem sich heuer mehr als 186 000 Besucher beteiligten. Das sind rund 10 000 Menschen mehr als im Vorjahr. Vier Tage lang wurde hier geschoben, geschubst und gedrängelt, was das Zeug hält. Am Samstag, dem traditionell besucherstärksten Tag, mussten die Verantwortlichen viele Gänge sogar sperren, um die Menschenströme entsprechend umzuleiten.

Hilfe vom "Les-O-Mat"

Das dichte Gedränge nimmt man jedoch gern in Kauf, denn an die Leipziger Buchmesse verliert man schnell sein Herz. Vor allem, wenn sie mit solch einem breit gefächertem Programm wie dieses Jahr lockt. An vier Tagen präsentieren 2260 Aussteller aus 42 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen. Zusammen mit dem messebegleitenden Literaturfestival "Leipzig liest" finden 3200 Veranstaltungen an 410 verschiedenen Orten statt. Da kann die Frage "Welche Lesung ist die richtige für mich?" schon mal Schweißausbrüche verursachen. Helfen soll da ein "Les-O-Mat", den die Organisatoren heuer zum ersten Mal anbieten. Das Programm soll nach dem Zufallsprinzip Veranstaltungstipps liefern. Einer der Höhepunkte, zu dem auch die meisten Besucher wollen, ist das Autorengespräch mit dem Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass, der darin "die Ignoranz der Politik" beklagt.

Wer gar nicht an den Lesungen oder Autorengesprächen interessiert ist, kann den ganzen Tag zwischen Tausenden Verlagsständen schlendern und die kulturelle Vielfalt in sich aufsaugen. In fünf riesigen Hallen stellen sowohl große, bekannte, als auch kleine, unabhängige Verlage ihre Schätze vor. Mit dabei ist auch der Transit-Verlag, der seinen Sitz nicht nur in Berlin, sondern auch in Förbau bei Schwarzenbach an der Saale hat und seine Schwerpunkte in den Themen Kultur und Geschichte sieht.

Halbnackte Fantasiewesen

Auch der Hofer Krimi-Autor und Glauser-Preisträger Roland Spranger präsentiert seine Werke. "Man hat hier innerhalb von wenigen Tagen die Gelegenheit, viele nette Kollegen zu treffen", beschreibt Spranger die Buchmesse, der bereits zum vierten Mal als Autor dabei ist. Beeindruckend sei das, auch wenn ihm das Gedränge schon mal zu viel wurde: "Vor allem am Samstag wird es hier zu einem Stressbewältigungsprogramm." Deswegen hatte der Hofer seinen Hauptmessetag auch auf Freitag gelegt. Die Entscheidung tat seinem Erfolg keinen Abbruch: Schon am Samstagmorgen sind all seine Bücher an seinem Stand restlos ausverkauft.

Und schließlich ist da noch die Halle 1, die sich mit einer Manga-Convention in ein farbenfrohes Parallel-Universum verwandelt. Hier buhlen jedes Jahr junge Menschen - oft als halbnackte Elfen und Fantasiewesen verkleidet - um Aufmerksamkeit für das beste Outfit und um die meiste Aufmerksamkeit. Und weil ihre Outfits jedes Jahr knapper werden, müssen die Verkleideten dieses Mal gleich am Eingang zur "Nackt-Kontrolle". Dabei überprüfen die Organisatoren das Alter der Teilnehmer und achten darauf, dass nicht zu viel Haut gezeigt wird.

Messesprecher Martin Buhl-Wagner sprach am Ende von einem großen Erfolg: "Die Leipziger Buchmesse hat sich erneut als Markt- und Festplatz sowie als Bühne politischer und kultureller Debatten erwiesen."