Bayreuth - Gilad Atzmon, Brite israelischer Herkunft, ist ein Mann mit vielen Talenten, von denen zwei besonders öffentlichkeitswirksam sind. Auf der einen Seite ist da der sehr intelligente, aber auch sehr streitbare Autor (zum Beispiel „The Wandering Who?“ in Anspielung auf „The Wandering Jew“), der sich mit seiner provokanten Meinung zur israelischen Politik und Identität keineswegs nur Freunde macht. Auf der anderen Seite ist da der hochbegabte, stets humorvolle Multiinstrumentalist, der seinem Publikum – insbesondere im Verbund mit dem Orient House Ensemble – eine faszinierende Mischung aus Bebop und orientalischen Elementen anbietet.
Unpolitisch ist zwar auch diese Seite nicht, was allein schon der Bandname verrät: Gilad Atzmons Orient House Ensemble ist nach dem ehemaligen Hauptquartier der PLO in Ostjerusalem benannt. Und das aktuelle Album heißt „The Whistle Blower“, was ja bekanntermaßen auch nicht nur Pfeifenspieler bedeutet. Doch die Musik des Ensembles kommt ohne offensichtliche und diskussionsfordernde politische Statements aus. Vielmehr verhält sie sich sozusagen politisch völlig unkorrekt und mischt unverschämt gekonnt, was offiziell nicht zu mischen ist: Freude mit Melancholie, Zartes mit Schmackes, Pop mit Bebop und Folklore, kultivierte Spielfreude mit frecher Ironie (gerade das Stück „The Whistle Blower“ ist hierfür ein besonders gutes Beispiel).

Am 9. April gastiert der Saxophonisten und Klarinettist Gilad Atzmon in Bayreuth und performt mit seiner Band The Orient House Ensemble in der Becher-Bräu. Die Show beginnt um 20.30.