Kunststoff-Spezialist Gealan trotzt der Krise

Christopher Michael
Ivica Maurović (links), Sprecher der Geschäftsführung bei Gealan, und Tino Albert, Geschäftsführer Technik und Finanzen, haben ein turbulentes Jahr hinter sich.Gealan Foto: Gealan

Das Unternehmen steigert seinen Umsatz deutlich. Und das trotz widriger weltwirtschaftlicher Voraussetzungen. Ein großes Thema ist Nachhaltigkeit.

 
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Der Kunstoffprofile-Hersteller Gealan aus Oberkotzau im Landkreis Hof wird im aktuellen Jahr seine Umsätze trotz widriger weltwirtschaftlicher Umstände um knapp 20 Prozent auf 390 Millionen Euro steigern. Das teilten die beiden Geschäftsführer Ivica Maurović und Tino Albert bei einer Pressekonferenz mit. Im Vorjahr lagen die noch bei 327 Millionen Euro. „Wenn die Lage gut ist, performen viele Unternehmen gleich gut“, sagte Maurović. „In der Krise performen wir besser.“ Entsprechend sieht der Manager, der bei Gealan seit 2017 an der Spitze steht, eine langfristig gute Perspektive. 2014, als Gealan durch die nordrhein-westfälische Veka AG übernommen worden war, lag der Umsatz noch bei 204 Millionen Euro.

Was die eigentlichen Planungen für das Jahr 2022 anging, schilderte Maurović, dass das Unternehmen nach zwei Jahren Corona-Pandemie eigentlich darauf gehofft hatte, dass sich die Situation langsam entschärft. „Anfang des Jahres war der Umsatz herausragend“, sagte Maurović. „Anschließend hat sich die Situation aber sogar noch verschärft“, sagte der Sprecher der Gealan-Geschäftsführung. Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hätten auch bei den Oberkotzauern Probleme in den Lieferketten Einzug gehalten. „Wir mussten teilweise sogar auf dem Spotmarkt zukaufen, um die Lieferzuverlässigkeit zu halten“, sagte er.

Maurovićs Partner in der Geschäftsführung und Geschäftsführer Technik und Finanzen, Tino Albert, ergänzt: „Im ersten Quartal haben uns die Mengenentwicklungen unter Druck gesetzt und die Verfügbarkeiten waren kritisch“, sagte er. Dabei spielten zwei eigentlich gegenläufige Entwicklungen hinein: Zum einen die mitunter schlechte Verfügbarkeit der Ausgangsmaterialien. Und zum anderen die große Nachfrage nach den Produkten der Oberkotzauer. Zupass kam den Kunststoff-Spezialisten schließlich die Hochkonjunktur am Bau und die Nachfrage nach energetischen Sanierungen und den entsprechenden Bauteilen dafür. „Das spielt uns in die Karten“, sagte Maurović.

Besonders in Ländern, in denen die Regierungen mit Fördermitteln agieren, entwickelten sich die Märkte sehr gut. Im Gegenzug gibt es aber auch deutliche Einbrüche in Ländern, in denen das nicht so ist.

Wichtige Komponenten in der Unternehmensentwicklung seien darüber hinaus Investitionen. In diesem Jahr seien 25 Millionen Euro investiert worden. Unter anderem in ein Hochregallager, das Albert als „Schlüsselinvestiton“ bezeichnete und das im kommenden Jahr fertiggestellt werden soll. Auch Erweiterungen im Werkzeugbau – „hier haben wir uns vorgenommen, die Kapazitäten um 50 Prozent zu erhöhen“ – seien langfristig geplant.

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Unternehmensentwicklung sei die Nutzung recycelter Materialien. In den Gealan-Produkten seien bereits heute fast 33 Prozent des eingesetzten PVC wiederverwertet – Tendenz steigend. Unabhängig davon versuche Gealan, bei neuen Produkten auf einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck und auch im Zusammenspiel mit Zulieferern auf Nachhaltigkeit zu achten.

Was die Zukunftsaussichten angeht, zeigen sich die beiden Geschäftsführer etwas zurückhaltend. Sie rechnen für die Branche mit einem Absatz-Rückgang von rund 15 Prozent. Ziel sei jedoch, dass sich Gealan besser entwickele als der Markt. Für das Jahr 2023 peilen sie erneut Investitionen in Höhe von etwa 23 Millionen Euro an. „Unser Ziel ist, Erträge wieder direkt in Produkte und neue Kapazitäten zu investieren“, versicherte Maurović. Was das Neukundengeschäft angeht, könne man sich nicht beschweren.

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