Kunstverein Kulmbach Maler blicken unter die Oberfläche

Rainer Unger
Doris Bocka hat sich der nichtgegenständlichen Malerei verschrieben. Foto: /Unger

Sieben Künstler zeigen in einer Ausstellung des Kunstvereins die Bandbreite ihres Schaffens. Es sind vielschichtige und facettenreiche Werke zu sehen.

 
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Kulmbach - In ungewöhnlicher Weise findet in Corona-Zeiten die Ausstellung „7 aus dem Verein“ des Kunstvereins statt. Unter dem Titel „Unter der Oberfläche“ können die insgesamt 115 Werke der Künstler virtuell auf der Homepage der Gemeinschaft www.kunstverein-kulmbach.de bis zum 31. Mai angesehen werden. Gleichzeitig sind sie in der Oberen Stadtgalerie und im Badhaus aufgehängt beziehungsweise aufgestellt. Die stellvertretende Vorsitzende Cornelia Morsch und Schriftführerin Hannah-Katharina Martin hoffen, dass vielleicht im Mai die Arbeiten auch wirklich vor Ort angesehen werden können.

Bereits im elften Jahr führt der Kunstverein seine Reihe „7 aus dem Verein“ durch und bisher sind durchwegs verschiedene Künstler präsentiert worden. Das diesjährige Thema habe sehr viel hergegeben, erläutert Projekt-Leiterin Cornelia Morsch, und es seien sehr vielschichtige und facettenreiche Werke in ganz unterschiedlichen Techniken und in diversen Materialien entstanden. Kunst könne etwas sichtbar machen, was unter der Oberfläche verborgen ist, Schönheit und Abgründe in der Welt, in der Natur und im Menschen, führt Hannah-Katharina Martin aus. So könne eine Oberfläche ruhig scheinen wie ein stiller See. Darunter könne es brodeln, unter der rauen Schale eines Menschen könne man einen weichen Kern finden.

Thematisiert werden ungewöhnliche Sichtweisen auf Natur und Umwelt, untergründige und oft verschüttete Gefühle, aber auch tieferliegende gesellschaftliche Entwicklungen und Zusammenhänge.

Auch wenn man nicht weiß, wann man wieder öffnen kann, sei es wichtig, etwas zu schaffen und kreativ tätig zu sein, fährt Cornelia Morsch fort. In einem knappen halben Jahr hätten sich die Künstler mit dem Thema auseinandergesetzt. Entstanden ist eine spannende Schau, in der sich die vier Frauen und drei Männer mit ihren unterschiedlichen Arbeiten und Techniken hervorragend ergänzen. In einem virtuellen Rundgang können die Arbeiten auf der Homepage besichtigt werden. Zudem können die Exponate, die sich in den Schaufenstern im Gang vor der Oberen Stadtgalerie befinden, auch vor Ort betrachtet werden.

Am hinteren Schaufenster befindet sich rechts oben ein Lichtschalter, der die Werke beleuchtet.

Doris Bocka aus Bindlach hat sich in den letzten Jahren der nichtgegenständlichen Malerei zugewandt. Die gebürtige Kulmbacherin spürt in ihren Arbeiten ihren Sehnsüchten nach, gibt ihnen mit zeichnerischen Komponenten eine diskrete Struktur. Gerne kombiniert sie sie mit der japanischen Gedichtform der Haikus, die den künstlerischen Schaffensprozess abrunden.

Frithjof Schaebs sucht als Künstler nach einem Gegengewicht zu der immer mehr aus den Fugen geratenen Welt. In seinen Holzdrucken, Fotografien und Skulpturen wendet er sich zum Teil gegen soziale Ungerechtigkeit und politische Missstände. Der gebürtige Marktredwitzer betrachtet die Kunst als probates Sprachrohr für seine Anliegen.

Karin Drechsler-Ruhmann erreicht in ihren Bildern eine dreidimensionale Wirkung durch die Gestaltung von hintereinander gestaffelten, transparenten Bildflächen. Somit entstehen bewegliche Räume, die sich je nach Stellung des Betrachters verändern. Fasziniert ist sie zudem vom Gestalten von Schmuck.

Das künstlerische Wirken von Katrin Schinner prägen die Assemblage und das skulpturale Arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien. Besonders reizen die Bayreutherin Artefakte, die ihrem eigentlichen Zweck schon seit Langem entzogen wurden. Durch Kombination ungleicher Dinge entsteht höherwertiges Neues, in dem die ursprüngliche Verwendung der Materialien nicht mehr von Bedeutung ist.

Marius Seidlitz thematisiert in seinen farbstarken Bildern in Pastell oder Acryl die Komplexität der Ansprüche an das Selbst. Das künstlerische Schaffen des gebürtigen Erfurters ist formell vielfältig geprägt durch seine handwerklichen Fertigkeiten als Gravurmeister und durch den gestalterisch-präzisen Ansatz des Designs und den freien Umgang mit Sprühtechnik. In seinen Themen setzt er sich mit Träumen, Ängsten und Sozialem auseinander.

Klaus Morsch fängt in seinen Fotografien seit rund zehn Jahren Motive zum Thema „Kunst sehen“ ein. So zeigt der Kulmbacher Beispiele für Wechselwirkungen zwischen Kunstschaffenden, den Werken und den Kunstbetrachtern auf, Beispiele für die Magie, die Energie und die (Un-)Schönheit von Kunst, für die tatsächlichen oder scheinbaren Übergänge von Kunst und „Nicht-Kunst.“

Von Nina Bergler sind Zeichnungen und Objekte ausgewählt worden. Ihr künstlerisches Wirken reicht von keramischen Arbeiten und Steinbildhauerei über großformatige Malerei und experimentelles Zeichnen bis hin zu Kaltnadelradierungen und Holzschnitten.

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