Einem Ringer kann es passieren, dass ihm beim Angriff der "Schleuderer", ein spektakulärer Niederreißer, missglückt. Dann fällt er durch seinen eigenen Schwung auf die Schultern und hat den Kampf verloren - "Selbstfaller" heißt so eine Niederlage im Fachjargon. Außerhalb der Ringermatte ist dieser Begriff kaum bekannt, aber soeben hat sich auch in der bayerischen Politik ein "Selbstfaller" ereignet. Er konnte geschehen, weil es im Freistaat für Kommunalpolitiker eine unsinnige Altersgrenze von 65 Jahren gibt. Deren längst fällige Abschaffung ist inzwischen sogar beschlossen - allerdings mit der Einschränkung einer "Lex Ude". Um nämlich 2014 die Wiederwahl des populären Münchener SPD-Oberbürgermeisters Ude zu verhindern, schob die CSU den Termin für die Aufhebung der Altersgrenze weit in die Zukunft: Erst 2020 tritt die Gesetzesänderung in Kraft - damit ist Ude für eine weitere Amtsperiode als Oberbürgermeister "ausgebremst". Im OB-Wahljahr 2014 ist Ude schon 67 und darf nicht mehr kandidieren. Doch der raffiniert eingefädelte Trick erweist sich jetzt als "Selbstfaller"; denn Ude muss zwar den Chefsessel im Rathaus aufgeben, wird sich aber nicht, wie von den Parteistrategen der CSU erwartet, in den Ruhestand verabschieden. Er betritt zum Schrecken von Seehofer und Co. die landespolitische Bühne, auf der es keine Altersgrenzen gibt: Als eine Lichtgestalt wird er von der notorisch erfolglosen SPD wie ein Erlöser gefeiert.Beim Ringen ist der Kampf nach einem "Selbstfaller" beendet, für den Landtagswahlkampf ist er dagegen der Startschuss.