Neufang – „Endlich mal wieder ein Westpaket!“ Mit diesen Worten bedankte sich Bundespräsident Joachim Gauck für Pralinen, die ihm Kronachs Landrat Oswald Marr überreicht hatte. Damit hatte Gauck die Herzen der Gäste gewonnen, die er zum Abschluss seines Besuches in den Neufanger Feststoudl eingeladen hatte. Der Landrat war von Gauck nicht minder begeistert: „Unser Bundespräsident kommt hervorragend an.“

Zuvor hatten die Neufanger Joachim Gauck einen herzlichen Empfang bereitet. Der Besuch begann bei der Firma Kotschenreuther. Das Unternehmen, das Rasenmäher, Traktoren, Mähdrescher und andere Motormaschinen fertigt und vertreibt, beschäftigt an vier Standorten in Oberfranken mehr als 130 Mitarbeiter. Bei einem Rundgang machte sich der Bundespräsident einerseits ein Bild davon, wie technisiert moderne landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge heutzutage sind, und sprach andererseits auch mit Auszubildenden über ihre berufliche Situation. Dabei erfuhr er von einem Azubi aus Thüringen, dass die föderale Struktur im Bildungswesen auch Nachteile haben kann. So muss der junge Mann täglich aus Bad Lobenstein nach Neufang zur Arbeit fahren. Doch dabei bleibt es nicht. Da es ihm nicht erlaubt ist, seine Berufsschulstunden in Thüringen abzuleisten, muss der Lehrling dafür bis nach Bamberg pendeln. „Das sind schon sehr weite Wege“, beklagte Geschäftsführer Eugen Kotschenreuther einem zustimmend nickendem Bundespräsidenten. Trotz solcher Probleme im Detail sei das duale Ausbildungssystem in Deutschland vorbildlich, sagte Gauck. Im Ausland werde die Bundesrepublik darum beneidet.

Anschließend wurde dem Staatsoberhaupt ein speziell für die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern umgebauter Traktor vorgeführt. Der 205 PS starke Koloss wird meistens von André Beez gefahren, der seit einem Unfall seine Beine nicht mehr bewegen kann. Das hindert den jungen Mann jedoch nicht daran, gemeinsam mit einem Partner als selbstständiger Lohnunternehmer tätig zu sein. Ohne den von der Firma Kotschenreuther umgebauten Traktor könnte er das nicht. „Beeindruckend“ fand Joachim Gauck sowohl den technisch aufwendigen Umbau als auch das Durchsetzungsvermögen des Jungunternehmers.

Dann ging es zur Neufanger Jugendwehr. 13 der insgesamt 23 Nachwuchsfeuerwehrleute waren uniformiert angetreten und informierten Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt über ihre ehrenamtliche Tätigkeit. „Er hat wissen wollen, wie oft wir üben und wie wir die jungen Leute an den Brandschutz heranführen“, sagte Kommandant Roland Reißig und ergänzte: „Dass sich ein Bundespräsident für das Ehrenamt interessiert und das mit einem Besuch auch ausdrückt, macht uns schon stolz.“