Lärmschutz der Bahn Oberkotzau soll transparent bleiben

Fünf Meter hoch werden die Lärmschutzwände der Bahn – ein gewaltiger Einschnitt. Der Projektleiter der DB präsentiert im Bauausschuss Gestaltungsvorschläge. Ziel ist es, die Trennwirkung im Ortskern möglichst zu verringern.

 
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Mit der Elektrifizierung der Strecke Hof-Marktredwitz-Regensburg steht Oberkotzau vor einer neuen Bahnepoche. Zwar werden die Ausbauarbeiten nicht vor den 2030er-Jahren beginnen, doch sie werden das Ortsbild deutlich verändern; läuft doch der künftige Bahn-„Ostkorridor“, auf dem etwa 300 Züge (davon etwa 70 Güterzüge) täglich verkehren sollen, mitten durch den Ortskern. Um die vorgeschriebenen Lärmgrenzwerte einzuhalten, sind durchgehend vier bis fünf Meter hohe Wände nötig.

Das bedeutet einen gewaltigen Einschnitt. Die Verantwortlichen der Marktgemeinde und der Bahn sind sich daher einig, dass die Trennungswirkung der Wände möglichst gering gehalten werden soll. Die Frage der Gestaltung ist also von immenser Bedeutung. Das Ziel lautet: möglichst viel Transparenz, Sichtachsen sollen nach Möglichkeit erhalten bleiben. Im Bauausschuss präsentierte der DB-Projektleiter für Oberkotzau, Matthias Holfeld, am Dienstagabend auf der Großleinwand Bilder, die zeigten, wie dies verwirklicht werden kann.

Da zur Ausschusssitzung viel Publikum erwartet wurden, fand sie nicht im Rathaus statt, sondern in der Saaletalhalle. Etwa 50 Zuhörer kamen. Bürgermeister Stefan Breuer freute sich über den regen Besuch, stellte aber dennoch fest, er habe nicht den Eindruck, dass die Bedeutung des Themas Schallschutz in der Bevölkerung „überall angekommen“ sei. „Jetzt werden dafür die Weichen gestellt“, betonte der Bürgermeister. In dieser Sitzung gehe es vorwiegend um das Thema Transparenz.

Bahn-Projektleiter Matthias Holfeld betonte, dass Oberkotzau von allen Landkreis-Gemeinden an der Bahnlinie von dem Ausbau am stärksten betroffen sei. Deshalb werde hier auch am meisten Geld investiert. Eine Sondergestaltung im Sinne einer möglichst transparenten Optik komme aber nur dort infrage, wo sich die Schutzwände prägend auf das Ortsbild auswirken werden. Dies sei im Ortskern der Fall: auf dem Streckenabschnitt südlich vom Bahnhof über die Schwesnitz bis zur Fußgängerüberführung Kappelsteg. Hier sollen in die Wände durchsichtige Elemente eingebaut werden.

In den Ortsbereichen nördlich und südlich davon sei eine besondere Gestaltung nicht nötig, denn dort würden die Schutzwände nicht weiter stören, erklärte Holfeld. In diesen Abschnitten würden herkömmliche grüne Aluminium-Verbundwände verbaut. Bei Fattigau beispielsweise sei die Bahnstrecke hinter Bäumen versteckt. Und auch bei Döhlau sei wegen der großen Entfernung zum Ort eine Extragestaltung nicht notwendig.

Auf die Frage, wie sich die Pläne auf das historische Oberkotzauer Bahnhofsgebäude auswirken werden, antwortete der Experte, dieses werde als Teil der Schallschutzwand Verwendung finden. Freude löste Holfeld mit dieser Ankündigung im Ausschuss nicht aus, denn damit ist fraglicher denn je, ob und wie das leer stehende Gebäude künftig sinnvoll nutzbar ist.

Der Planer präsentierte im Einzelnen die Vorschläge der Bahn für die Bereiche Frankenbrücke, Schwesnitz, Saaleradweg, Sautreiberbrunnen und Kappelsteg. Geplant sind verschiedene Kombinationen aus durchsichtigen Wandelementen mit Beton- oder Aluminium-Verbund-Teilen. Beispiel Kappelsteg: Die Wand ist von unten nach oben aus fünf Elementen aufgebaut – unten drei aus Beton in Gesteinsoptik, darüber zwei transparente Elemente. Am Saaleradweg sollen Bepflanzungen an der Bahnböschung den Anblick verschönern, am Sautreiberbrunnen ist eine vorgesetzte Bepflanzung geplant.

Die Ausschussmitglieder stimmten Holfelds Vorschlägen zum vorrangigen Ziel „Transparenz“ zu. Auf diesem Beschluss können nun die weiteren Lärmschutz-Planungen der Bahn aufbauen.

So geht es weiter

Nicht vor 2030
Vertreter der Bahn werden in den kommenden Wochen auch die anderen vom Bahnausbau betroffenen Gemeinden im Landkreis Hof aufsuchen. Dann wird das für den Bau der Schutzwände benötigte Schallgutachten zum Abschluss gebracht, bevor das Genehmigungsverfahren beginnen kann. Voraussichtlich 2024 folgt öffentliche Auslegung der Pläne. Die Elektrifizierung und den Ausbau zum „Ostkorridor“ peilt die DB für die erste Hälfte der 2030er-Jahre an.  

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