Landkreis Hof Anschlussboom bei Bayernwerk

Manfred Köhler
Sie sorgen mit ihrem Team dafür, dass die Stromversorgung im Gebiet des Bayernwerk-Kundencenters Naila weiterhin sicher ist (von links): Michael Bauer, Stephan Engelbrecht, Bernd Göttlicher und Felix Wolfrum. Foto: Köhler

Im Bereich des Kundencenters Naila investiert das Unternehmen heuer für unterschiedliche Projekte 43 Millionen Euro. Fachkräfte sind dringend gesucht.

 
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Rund 43 Millionen Euro investiert die Bayernwerk Netz GmbH in diesem Jahr in den Ausbau und die Instandhaltung ihrer Stromnetze im Gebiet ihres Kundencenters Naila. In ganz Franken sind es etwa 205 Millionen Euro. Damit will das Unternehmen die Leistungskraft des regionalen Verteilnetzes stärken und die notwendigen Netzkapazitäten für die Einspeisung erneuerbarer Energien und die sichere Versorgung von Haushalten und Unternehmen schaffen. Über einzelne Projekte im Hofer Land informierten am Dienstag in einem Pressegespräch Michael Bauer, Leiter des Kundencenters Naila, und seine Kollegen.

Eines der großen Vorhaben im Bereich Niederspannung steht in Ahornberg an. Darüber berichtete Felix Wolfrum, Leiter Planung, Bauausführung und Netzkundenbetreuung Naila. Ab Herbst soll das Ortsnetz in Ahornberg verstärkt, die alten Freileitungen sollen durch Erdkabel ersetzt werden. „Im Rahmen des rund 390 000 Euro teuren Projekts werden 2,5 Kilometer Niederspannungskabel und 1,2 Kilometer Hausanschlusskabel neu verlegt“, kündigt Wolfrum an. Abgebaut würden insgesamt sechs Kilometer Freileitungen. 54 Hausanschlüsse erhalten neue Verkabelungen. Gebaut wird abschnittsweise, also von Straßenzug zu Straßenzug.

Auch im Bereich Hochspannung und Spezialnetze investiert Bayernwerk Naila massiv. So sollen bis November die Hochspannungs-Freileitungen zwischen Hof, Naila und Münchberg fit für die Zukunft gemacht werden. Durch das Erhöhen einzelner Masten oder den Austausch einzelner Mastteile soll sich die Standsicherheit verbessern. Wie Stephan Engelbrecht, Leiter Planung, Bau und Betrieb im Bereich Leitungen, berichtete, werden auch Seile erneuert und Fundamente saniert. Ziel sei die Sicherstellung der Stromversorgung für Privathaushalte und Gewerbe. Die Modernisierung der etwa 36 Kilometer langen Leitung kostet rund sieben Millionen Euro.

Damit mehr lokal erzeugter Strom in das Netz eingespeist und verteilt werden kann, erneuert und erweitert Bayernwerk auch die Umspannwerke. Im Bereich des Kundencenters Naila betrifft das in nächster Zeit den westlichen und nordwestlichen Frankenwald. So soll im kommenden Jahr das Umspannwerk in Windheim für acht Millionen Euro ausgebaut werden. Mit der Modernisierung des Umspannwerkes in Neuses sollen 2025 Leistungsfähigkeit und Aufnahmekapazität verdoppelt werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 3,6 Millionen Euro.

Einen wahren „Anschlussboom“ erlebe man derzeit in ganz Franken, aber speziell auch im Kundencenter Naila. Laut Bernd Göttlicher, Leiter Kommunalmanagement Franken, hat sich die Zahl der Einspeise-Anträge allein für Photovoltaik-Dachanlagen im Kundencenter Naila innerhalb eines Jahres verdreifacht. Gründe seien unter anderem der Wunsch nach mehr Selbstversorgung, ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, die gestiegenen Stromkosten wie auch der Klimaschutz-Gedanke. Wegen der hohen Zahl der Anträge habe sich auch die Bearbeitungszeit verlängert, sie sei aber nach wie vor „akzeptabel“. Das Bayernwerk-Kundencenter Naila suche weiter dringend Fachkräfte, aber es sei auch bereits viel passiert. Das Team habe sich stark verjüngt, der Altersdurchschnitt liege derzeit bei 34 Jahren.

Der Anschlussboom und der hohe Anteil regenerativer Energie im Bayernwerk-Netz sei bayernweit mit großen technischen Herausforderungen verbunden, sagt Göttlicher weiter. Dank der mehr als 390 000 in das Stromnetz eingebundenen dezentralen Einspeiseanlagen, großteils Photovoltaik, verteile Bayernwerk zu über 70 Prozent regenerativen Strom. Als Netzbetreiber wünsche man sich bessere politische Rahmenbedingungen, zum Beispiel schnellere Genehmigungsverfahren, um das gesellschaftliche Ziel eines klimaneutralen Freistaates bis 2040 erreichen zu können.

Im nördlichen Fichtelgebirge, zwischen Kirchenlamitz, Niederlamitz und Hohenbuch, wird das Mittelspannungsnetz für 863 000 Euro erdverkabelt. Hierfür werden rund fünf Kilometer Mittelspannungskabel verlegt und drei intelligente Ortsnetzstationen neu gebaut. Die neuen Kabel haben nicht nur eine höhere Transportkapazität. Sie sind auch Extremwetterereignissen nicht so ausgesetzt wie Freileitungen. Dies erhöht die Versorgungssicherheit.

Intelligente Ortsnetzstationen können Spannungsschwankungen bei der Einspeisung erneuerbarer Energien in der Nieder- und Mittelspannung besser ausgleichen. Außerdem können die Leistungsdaten aus der Ferne abgerufen werden. Dies beschleunigt den Service. Im Rahmen des Projekts müssen auch Spülbohrungen vorgenommen werden. Dieses Verfahren ermöglicht die Verlegung von Rohren oder Kabeln, ohne dass ein Graben aus ausgehoben werden muss. Dies kann in Naturschutzgebieten, bei Flussquerungen, aber auch bei der Querung stark befahrener Straßen notwendig sein. Die Kunst des Verfahrens besteht darin, immer zu wissen, wo sich der Bohrkopf gerade befindet und wie er ausgerichtet ist. Nur mit diesem Wissen folgt die Bohrung dem geplanten Verlauf.

Insgesamt 73 Gemeinden

Das Gebiet des Bayernwerk-Kundencenters Naila mit seinen 70 Mitarbeitern umfasst 73 Gemeinden in dem Landkreis Hof, Kronach, Wunsiedel und teils auch Tirschenreuth und Kulmbach. Damit ist Bayernwerk Naila Energieversorger für rund 280 000 Einwohner. Es betreibt 23 Umspannwerke, knapp 2500 Trafostationen und rund 30 000 „Straßenbeleuchtungs-Brennstellen“, also Straßenlampen. Niederspannungs- und Mittelspannungsnetz haben eine Gesamtlänge von 6700 Kilometern. Das Erdgasnetz ist über 470 Kilometer lang. Derzeit liegt das Budget bei 43 Millionen Euro – Tendenz steigend.

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