Insgesamt sei man mit der "Flexiblen Grundschule" aber seit dem Schuljahr 2013/14 sehr zufrieden. "In der ersten und zweiten Klasse haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht", betont Krauß. Die Heterogenität der Kinder sei eine große Chance, gezielt voneinander zu lernen. "Die Erstklässler bekommen von Anfang an wertvolle Unterstützung durch die älteren Mitschüler", erklärt Krauß. "Auch die Sozialkompetenz wird gefördert." Ältere Schüler hätten darüberhinaus die Möglichkeit Grundkenntnisse zu vertiefen.
Vorbehalte von Eltern habe es anfangs viele gegeben. "Wichtig ist es, die Arbeitsweise transparent zu machen", sagt Krauß. So könne man den Unsicherheiten begegnen und die meisten Zweifel ausräumen.
"Ob eine Schule die Kombiklassen für die Jahrgänge Drei und Vier wählt, ist eine individuelle Entscheidung", erklärt Sabine Wohlrab, Schulleiterin der Grundschule in Stammbach. Die "Flexible Grundschule" umfasse offiziell nur die erste und zweite Klasse. Wohlrab ist mit dem Modell bisher rundum zufrieden. Seit dem Schuljahr 2014/15 gibt es in Stammbach Kombi-Klassen. "Zunächst hatten wir nur eine Klasse der Jahrgangsstufen eins und zwei", berichtet Wohlrab. Im folgenden Schuljahr habe man sich dann für die "Flexible Grundschule" entschieden. "Anfangs waren die Eltern skeptisch", bestätigt die Schulleiterin. Aber jetzt seien fast alle mit dem Lernerfolg zufrieden. In Stammbach gebe es auch in den Jahrgansstufen drei und vier kaum Probleme. "Die Kinder sind den Ablauf aus der Eingangsstufe gewöhnt." Im Fach Englisch verzichtet man in Stammbach jedoch auf das Modell. "Mit einer neuen Sprache kommen die meisten Kinder zum ersten Mal in Berührung. Da haben wir uns dazu entschieden, die Klassenteilung beizubehalten."
In der Grundschule Konradsreuth hat man sich bereits 2006 für die erste jahrgangsgemischte Klasse entschieden. "Der Grund war damals die geringe Schülerzahl", berichtet die stellvertretende Schulleiterin Gabriele Walter. "Da sich die Lehrer umfassend in die neue Aufgabe eingearbeitet hatten, haben wir das Modell in Drei und Vier beibehalten." 2012 habe man dann am Modellversuch "Flexible Grundschule" teilgenommen. "Wir sind mit der Jahrgangsmischung bis heute sehr zufrieden." Auch in der dritten und vierten Klasse sehe man keine Probleme. "Die Lehrkräfte arbeiten super im Team zusammen und meistern diese Anforderungen", versichert Walter.
Gerade wegen des Übertritts nach der vierten Klasse befürchteten viele Eltern, dass ihre Kinder durch die Kombiklassen den Anforderungen nicht gerecht werden. In Konradsreuth gebe es deshalb beispielsweise eine "Schienenstunde" in Mathe, in der mit den Viertklässlern noch einmal vertieft gearbeitet wird. "Es steckt viel Organisation dahinter, aber es lohnt sich."
In der Angerschule in Hof arbeiten die Lehrer schon seit zirka acht Jahren mit dem Modell. "Und wir sind durchweg zufrieden", berichtet Schulleiterin Angelika Edelmann. In der ersten und zweiten Klasse wie in der dritten und vierten seien die Erfahrungen sehr positiv. "Wir würden uns das Modell auch in weiterführenden Schulen wünschen." Häufig veranstalte man sogar Workshops, bei denen die Kinder aus allen vier Jahrgangsstufen gemischt werden. "Sie profitieren davon wahnsinnig", ist sich Edelmann sicher. "Mit diesem Modell kann man individuell auf den einzelnen Schüler eingehen."
Ulrich Lang vom staatlichen Schulamt Hof erklärt: "Das Modell entspricht im Grunde dem Lernen in der Familie. Die Jungen lernen von den Älteren." Inzwischen seien sehr viele Schulen in Bayern von diesem Schulprofil angetan. "In meiner Zeit als Schulleiter in Berg war das Modell völlig neu, hat aber überzeugt", berichtet er.. "Allerdings wird die Mischung in Eins und Zwei häufig bevorzugt." Aber Lang ist sicher: "Sind die Kinder einmal an das Modell gewöhnt, läuft es auch in der dritten und vierten Klasse hervorragend."