„Lebendige Dörfer“ Kulmbach hinkt weit hinterher

Eines von vielen Projekten in der Region, ist die Schreibwerkstatt in Plankenfels. Foto: HeimatUnternehmen Bayern/Adriane Lochner

Das Amt für Ländliche Entwicklung gestaltet Projekte, um Leben in die Dörfer zu bekommen. Das klappt mal gut, mal weniger gut. Bei den Fördergeldern liegt der Landkreis Kulmbach gegenüber Bayreuth weit zurück.

 
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„Die Bürger sollen wissen, was mit ihrem Steuergeld passiert“, sagt Lothar Winkler, Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung (Ale) Oberfranken. Verantwortliche wollen deshalb immer wieder zeigen, was ihre Behörde tut. Das gilt auch für die Landkreise Kulmbach und Bayreuth.

Jeder bayerische Regierungsbezirk hat so ein Ale. Es untersteht dem bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unter Ministerin Michaela Kaniber (CSU). Der oberfränkische Sitz ist in Bamberg. Von dort aus wurden 2022 im Regierungsbezirk fast 28 Millionen Euro Fördermittel verteilt. Sie kommen von EU, Bund und Freistaat Bayern. Da zu jedem vom Ale geförderten Projekt Kommunen Zuschuss zahlen, wurden 2022 über 40 Millionen Euro an direkten Investitionen getätigt. „Davon profitieren auch örtliche Handwerksbetriebe“, betont Winkler. Das Ale arbeitet in vier Themenbereichen. Es fördert die Integrierte Ländliche Entwicklung (Ile). Dabei gründen Kommunen Kooperationsgemeinschaften, die regionale Projekte planen. Errungenschaft der vergangenen Jahre: Ein vom Bund bereit gestellter Fördertopf von 100.000 Euro jährlich pro Ile. Das Geld kann für Kleinstprojekte bis 10.000 Euro eingesetzt werden.

Die Ile Frankenpfalz im Fichtelgebirge mit Weidenberg und vier Nachbarkommunen, reißt fast jeder Jahr die 100.000-Euro-Grenze mit Anträgen. Andere Ile-Gemeinschaften im Kreis Bayreuth sind „Wirtschaftsband A 9 – Fränkische Schweiz“, „Rund um die Neubürg – Fränkische Schweiz“, „Gesundes Fichtelgebirge“ sowie kreisübergreifend mit Kulmbach und Hof „Fränkisches Markgrafen- und Bischofsland“. Weitere Themenbereiche des Ale sind die Dorferneuerungsinitiative „Innen statt außen“, die Förderung von Kleinstunternehmen – Bäcker, Metzger oder Handwerksbetriebe – in Dörfern und der Streuobstanbau. Im Kreis Kulmbach sind zudem Kommunen an Projekten der Förderoffensive Nordostbayern beteiligt.

Der Kreis Bayreuth ist in Oberfranken Spitzenreiter im Erhalt von Fördergeld. 2022 flossen über das Ale 4,2 Millionen Euro. Der Kreis Kulmbach erhielt 1,6 Millionen Euro. In Bayreuth laufen aktuell 102 Projekte, in Kulmbach 31. Kathrin Riedel, Ale-Abteilungsleiterin für Oberfranken-Ost, stellt einige besonders gelungene Beispiele vor.

In Bayreuth ist die Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg Schwerpunkt. Dort wurden Projekte gestartet, um vor Jahren Orte vor Überschwemmungen nach Starkregen zu schützen. Als weitere Vorzeigeprojekte im Kreis Bayreuth nennt sie die Flurneuordnung in Körbeldorf (Stadt Pegnitz), die Dorferneuerung in Haag sowie die Förderung eines Sanitärbetriebs in Plech, der dadurch sein Angebot im Ort erweitern konnte.

Für Kulmbach hebt Riedel die Dorferneuerung in Alladorf (Markt Thurnau) hervor. „An der Lochau ist eine schöne Festhalle entstanden.“ 2023 wird das Umfeld verbessert, damit Events auch außen möglich sind. Über die Förderinitiative Nordostbayern sei in Grafengehaig „etwas Tolles gelungen“. Der Markt konnte in der Ortsmitte zwei leer stehende Anwesen kaufen. Es entstanden Dorfgemeinschaftshaus, Zimmer für Ärzte aus Marktleugast, die einmal pro Woche Sprechstunde halten, sowie Wohnungen. In Rugendorf läuft die Dorferneuerung schon seit 30 Jahren, „weil immer wieder neue Punkte hineingenommen werden“, sagt Winkler. Der Markt Mainleus arbeitet mit Hilfe des Ale an einem Gemeindeentwicklungskonzept für seine 40 Ortsteile. „Es werden Handlungsvorgaben für 15 bis 20 Jahre definiert“, sagt Riedel. Vorbild sei Pottenstein im Kreis Bayreuth, wo es das schon seit einigen Jahren gibt.

„Der Freistaat nimmt übers Ale seine Verpflichtungen wirklich ernst“, sagt der Bayreuther Landrat Florian Wiedemann (FWG). Das habe er auch in seinem Heimatort Muthmannsreuth (Gemeinde Hummeltal) erlebt, wo eine Initiative aus der Bürgerschaft unterstützt worden sei. Lobende Worte auch von Klaus Bodenschlägel vom Landratsamt Kulmbach: „Bei der Ale suchen nach passgenauen Lösungen, damit ländliche Entwicklung funktionieren kann.“

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