Lichtenberg Jetzt zudeln sie wieder für warme Füße

Sandra Hüttner

Erstmals seit der Zwangspause durch Corona haben sich die Frauen um Vorsitzende Hedi Welte wieder getroffen: Sie fertigen Zudeldatschen. Mit Erlös unterstützen sie öffentliche Projekte – da kommt einiges zusammen.

 
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Lichtenberg - Einmal im Monat treffen sich die strickenden und zudelnden Frauen der Bürgeraktion Lichtenberg um Vorsitzende Hedi Welte im evangelischen Gemeindehaus, um in geselliger Runde ihr Hobby Handarbeit zu pflegen: Sie fertigen die beliebten und bekannten Lichtenberger Zudeldatschen. In Zeiten von Corona war dies nicht möglich beziehungsweise nicht erwünscht. Einzig der im Oktober letzten Jahres in der Poststraße neu eröffnete Laden war freitags und samstags besetzt. „Zudem gab es nach Absprache Tausch, Ab- und Übergabe – mit Abstand an der Haustür“, erzählt die Vorsitzende. Jetzt fand erstmals wieder ein Treffen der Strickerinnen und Zudlerinnen statt.

Zudeldatschen – ein Muss, wenn frau oder mann die kalten Füße unter die Decke steckt und damit den Partner/die Partnerinn erschreckt. Dank der Frauen der Lichtenberger Bürgeraktion muss im Frankenwald und weit darüber hinaus niemand mehr kalte Füße oder Zehen haben. Für wohlige Wärme sorgen die Zudeldatschen mit gekräuseltem Wollfutter im Inneren. Dabei sei angemerkt, dass die fleißigen Damen zum Wohle der Allgemeinheit arbeiten.

Der Erlös geht als finanzielle Unterstützung an Projekte der Stadt oder Kirchengemeinde, und dies in nicht geringem Umfang. Seit der Gründung 1976 bis ins Jahr 2018 haben die Frauen bereits knapp 200 000 Euro gespendet. „Im vergangenen Jahr haben wir eine neue Tuba für den Posaunenchor unserer Kirchengemeinde im Wert von knapp 5000 Euro finanziert. Beschlossen ist auch, dass wir uns an den Kosten der neuen Willkommenstafeln beteiligen“, berichtet Hedi Welte. Das Geld komme aus dem Verkauf der Zudeldatschen, von gestrickten Strümpfen, Handschuhen, Babysocken und – seit vergangenem Jahr neu im Angebot – gezudelter Fäustlingen.

Der Verkauf sei in der Corona-Pandemie weitergegangen, versichert die Vorsitzende. Das Weihnachtsgeschäft sei gut gelaufen, und nun arbeite die Gruppe wieder daran, einen Vorrat aufzubauen. „Aktuell ist unser Lager leer. Alles, was hergestellt wird, ist auch gleich wieder verkauft.“

30 Damen arbeiten an den Zudeldatschen, eine jede hat ihre Aufgabe. Während die einen stricken, zudeln die anderen das gekräuselte Innenfutter oder nähen die Ledersohle an. „Wir brauchen dringend Wollspenden. Die Wolle muss nicht neue sein“, sagt Hedi Welte. Gerne nimmt die Gruppe auch gestrickte Sachen entgegen, die dann zum Zudeln aufgetrennt und wiederverwertet werden. Neue Wolle braucht mindestens 25 Prozent Wollanteil, da sie sonst nicht wärmt und sich auch nicht kräuselt.

Die Vielfalt ist groß. Jede Strickerin hat ihr eigenes Muster, manche auch mehrere. Die Farbgestaltung richtet sich nach der vorhandenen Wolle, manchmal werden auch Wünsche erfüllt; wie etwa Rotweiß für Bayernfans oder Schwarz-Rot-Gold. Außerdem brauchen die Zudel-Damen neue Mitstreiterinnen, die Spaß am Handarbeiten haben, egal ob sie stricken oder zudeln. „Wir lernen gerne an“, versichert die Vorsitzende.

Sonja Bendig-Schmidt und Esther Plank sind aktuell Neuzugänge. „Gerade fürs Zudeln wäre es schön, wenn sich Interessierte finden würden.“ Übrigens engagieren sich nicht nur Frauen aus Lichtenberg in der Lichtenberger Bürgeraktion; selbstverständlich sind also a Handarbeiterinnen – und Arbeiter – von auswärts willkommen.

Helmut Welte ist bislang als einziger Mann dabei. Er versieht die vorgeschnittenen Ledersohlen mit den Löchern im Abstand von einem Zentimeter, durch die später farblich passende Fäden gezogen werden, um Sohle und Strumpf miteinander zu verbinden. Dafür hat er sich extra ein Spziealgerät gebaut: Er kann bis zu 15 Lederstücke übereinander legen und bohrt die Löcher durch. „Vorher haben wir die Löcher mit der Lochzange gestanzt, aber das sehr mühevoll und verlangte Kraft, sodass die Hände schnell ermüdeten“, erklärt Hedi Welte, froh über die tatkräftige Unterstützung.

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