Mainleus Bagger schaffen Platz für mehr Natur

Stefan Linß

Das ehemalige Spinnereigelände in Mainleus soll zu einem Vorzeigeprojekt blau-grüner Infrastruktur werden. Die Umgestaltung der Industriebrache setzt ökologische Maßstäbe.

 
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Mainleus - Die Bagger rollen durch das staubige Trümmerfeld und reißen die baufälligen Spinnereigebäude im Nordosten des riesigen Areals ein. Die Maschinen machen kurzen Prozess mit 100 Jahren Industriegeschichte und verdeutlichen mit brachialer Gewalt, dass eine neue Ära in der Mainleuser Historie bevorsteht. Nach ihrer Umgestaltung soll die Brache der ehemaligen Kulmbacher Spinnerei eine Strahlkraft auf den gesamten Landkreis und weit darüber hinaus entwickeln. Wo sich heute noch Schuttberge türmen und heruntergekommene Hallen ihr Dasein fristen, entsteht aus der zu bewahrenden Bausubstanz nicht nur ein Kultur- und Kreativzentrum. In einigen Jahren finden die Menschen dort zudem einen grünen Ortskern mit viel Platz für Natur, Freizeit und Erholung.

Landschaftsarchitekt Werner Alkewitz aus Erfurt, der Gewinner des Mainleuser Architektenwettbewerbs von 2018, hat die detaillierten Pläne in der Sitzung des Marktgemeinderates am Montagabend vorgestellt. Das Gremium zeigte sich begeistert und nahm das Gesamtkonzept einstimmig an. Als nächsten Schritt werden die Mainleuser einen Förderantrag bei der Regierung von Oberfranken stellen.

"Es wird jetzt unsere Aufgabe sein, viele Unterstützer zu finden", sagte Bürgermeister Robert Bosch (CSU). Die Marktgemeinde hat dank einer neuen Machbarkeitsstudie mittlerweile eine konkrete Vorstellung davon, wie das einstige Industriegelände mit der Gesamtfläche von rund 15 Hektar in Zukunft Platz bieten wird für Kunst- und Kulturveranstaltungen, Ausstellungen, Indoorsport-Aktivitäten und Gastronomieeinrichtungen. Bei der Revitalisierung gehe es aber gleichermaßen um Ökologie, Entsiegelung der Flächen, Natur und Erholung, betonte Bosch. Der Nordosten des Areals soll künftig zum grünen Herzen der Marktgemeinde werden.

"In Zukunft steht die Freizeit im Mittelpunkt und nicht mehr die Arbeit", sagte Landschaftsarchitekt Alkewitz bei der Präsentation seines Konzepts. Der Planer hat eine bis zu 5000 Quadratmeter große Wasserfläche vorgesehen. Der Teich soll nicht nur schön anzuschauen sein und der Naherholung und Entspannung dienen. Er wird zudem ein Musterbeispiel der sogenannten blau-grünen Infrastruktur, erklärte der Diplomingenieur. Die Entwässerung des Geländes geschehe nicht - wie vielerorts üblich - über ein unterirdisches Kanalsystem. Stattdessen bleibe sämtliches Regenwasser auf dem Gelände. Es wird in offene Gräben geleitet und die vielen kleinen Bäche füllen dann den Teich. Dieser biete genügend Kapazität, um auch mit einem Starkregen klar zu kommen. Blaues Wasser und grüne Natur gehen eine Kombination ein. Das Teichwasser kann im Sommer zum Gießen verwendet werden. "Alle Flächen ringsum werden schön grün", sagte Werner Alkewitz.

Wenn das im Teich gespeicherte Regenwasser verdunstet, entsteht ein angenehmes Klima, das in einem heißen Sommer von Vorteil ist, weil es unter anderem den Hitzestress der Bäume reduzieren kann. Auch mit Blick auf den Hochwasserschutz sei die Regenrückhaltung auf dem Gelände sehr nützlich.

Alle Generationen sollen in der neuen Parkanlage ihren Platz haben. Vorgesehen sind ein Kinderspielplatz in Form eines Kletterparcours, Felder für Basketball und Beachvolleyball, ein Anlage für Skater und ein Grillplatz. Nur bei der Frage nach dem Fußballplatz aus Kunstrasen gab es im Gemeinderat Diskussionsbedarf. Die Fraktion der Grünen/Offene Liste legte Wert darauf, dass kein Mikroplastik-Granulat verwendet werden darf und regte an, auf dem Gelände das urbane Gärtnern stärker in den Fokus zu rücken.

Bürgermeister Bosch wies darauf hin, dass die fünf Fußballvereine der Marktgemeinde mit ihren mehr als 1000 Mitgliedern den Antrag auf einen Kunstrasenplatz gestellt haben, um auch im Winterhalbjahr trainieren zu können. Am Ende erhielt das Gesamtkonzept für die Freianlagen die volle Zustimmung aller Räte.

Gleichzeitig ist der nächste Schritt auf dem Weg zum Kulturzentrum vollzogen. Die Detailpläne werden jetzt den Fördergebern vorgestellt.

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